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7. April 2018
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Abendsprache Altschüler von Hase

8. April 2018

Unser alltägliches Geschichtsbewusstsein wird maßgeblich durch unser schulisches Wissen, Denkmäler und Museen oder Bücher bestimmt. Oft wird jedoch vergessen, dass wir gar nicht soweit schauen müssen, um Geschichte erlebbar zu machen. Schon unsere eigenen Familien und Freunde – oft des fortgeschrittenen Alters – können uns einiges über die Vergangenheit und Vergangenes aus einem ganz persönlichen, subjektiven und umso packenderen Blickwinkel, erzählen. Schon der US-amerikanische Geistliche, Philosoph und Schriftsteller Ralph Waldo Emerson stellte fest: „Die ganze Weltgeschichte verdichtet sich in die Lebensgeschichte weniger und ernsthafter Menschen.“ 


An einer solchen Lebensgeschichte eines besonderen Menschen durften die Schüler am vergangenen Donnerstag teilhaben. Friedrich Wilhelm von Hase (auch „Frie-Wi“ genannt) ist Altschüler und der der Sohn des Widerstandskämpfers Paul von Hase, der zum Kreis der „Attentäter“ des 20. Juli 1944 gehörte und auf ausdrücklichen Befehl Hitlers zum Tod verurteilt wurde. Der 1937 geborenen „Frie-Wi“ war zu dieser Zeit im Sommer 1944 sieben Jahre alt. Der missglückte Anschlag hatte für viele Familien der Attentäter zur Folge, dass sie durch das NS-Regime auseinander gerissen wurden. Die Kinder der Familien wurden größtenteils in ein Kinderheim in Bad Sachsa im Harz verschleppt, so auch Friedrich Wilhelm von Hase. In der Abendsprache las er Ausschnitte seines Buches „Hitlers Rache: Das Stauffenberg-Attentat und seine Folgen für die Familien der Verschwörer“ vor, welche die Verschleppung durch die Gestapo wie auch die politische Einstellung seines Vaters gegenüber dem NS-Regime darstellten. Sein Vater sei ein überzeugter Christ gewesen, wodurch er auch dem Regime kritisch gegenüberstand. Zudem kam Paul von Hase aufgrund seiner Position als Generalleutnant und Stadtkommandant von Berlin eine bedeutende Rolle bei der Durchführung des Attentats zu. Seine Aufgabe innerhalb des Walküre-Planes wäre es gewesen, mit den ihm unterstehenden Truppen das Regierungsviertel abzuriegeln und Dr. Joseph Goebbels (Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Präsident der Reichskulturkammer) zu verhaften. Auf der anderen Seite ließ Friedrich-Wilhelm von Hase auch seine Erlebnisse als Kind und die Verarbeitung der Geschehnisse nicht außer Acht. Insbesondere ging er auf seine Entführung und auf seine Jahre im Landschulheim, wo mehrere Kinder von den betroffenen Familien unterkamen, ein. Zudem machte er auch deutlich, dass eine gesamtgesellschaftliche Aufarbeitung des Nationalsozialismus sowie seine familiäre und persönliche Aufarbeitung, erst nach einigen Jahrzehnten stattfinden konnte. Erst der zeitliche Abstand ermöglichte ihm eine fundierte Reflexion über die bewegenden Ereignisse.


Im Anschluss an die Abendsprache in der Hohen Halle luden Frau Ruppert und ihr Geschichts-LK der 11. Klasse noch zu einer Gesprächsrunde in der Teestube ein. Neben einigen Schülern nahmen als Gäste auch Herr Schütte und Frau Volger sowie der in Eschershausen lebende Historiker Dr. Wolfram Ender an der Gesprächsrunde teil, wobei mit vorbereiteten Fragen des 11er Kurses durch den Abend geleitet wurde. Die Fragen der aufmerksamen Zuhörerschaft waren teils sehr privat, führten sie den Gastredner doch zurück in seine Kindheit – besonders dann am LSH. Diese Zeit erlebte „Frie-Wi“ zusammen mit anderen Kindern der Attentäter, doch wurden sie auf ihre „Herkunft“ und Vergangenheit nie angesprochen – in den 50er Jahren sprach man nicht über die Zeit des Nationalsozialismus. Besonders aufmerksam verfolgten die Anwesenden die Äußerungen von Hases in Bezug auf die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit während der Nachkriegszeit am Schicksal und Beispiel seiner eigenen Familie. Der Abend endete mit einem Appell Friedrich-Wilhelm von Hases, welcher die Wichtigkeit und Notwendigkeit des Erinnerns betonte.


Der Geschichts-LK bedankt sich im Namen der Schüler des LSH für diesen informativen Abend und das besondere Engagement Herrn von Hases.

Text: Henri, Klasse 11

Details

Datum:
8. April 2018
Veranstaltungskategorien:
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