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5. Februar 2020
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Abendsprache zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus

6. Februar 2020

Vor 75 Jahren, am 27.1.1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Am 3.1.1996 wurde dieser Tag als bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag eingeführt. Zum Internationalen Tag des Gedenkens wurde der 27. Januar von den Vereinten Nationen im Jahr 2005 erklärt. Er erinnert an alle Opfer eines beispiellosen totalitären Regimes während der Zeit des Nationalsozialismus.

Anja Ruppert beginnt in ihrer Funktion als Geschichtslehrerin die Abendsprache zum 27. Januar mit einem Ausschnitt aus der Tageschau von jenem 03.01.1996 und einem Statement des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, dass die Erinnerung nicht enden dürfe; sie müsse auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es sei deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirke. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.

Auschwitz steht als Symbol des Terrors der NS-Herrschaft, es steht für die fabrikmäßige Ermordung von 6 Millionen Juden, von Sinti und Roma, von Homosexuellen, geistig und körperlich behinderten Menschen. Der Bau des mit 1,7 km2 größten Lagers begann im April 1940. Die ehemalige polnische Kaserne wurde u. a. aus strategischen und wirtschaftlichen Gründen gewählt: Sie war abseits gelegen, das Gebiet war dünn besiedelt, schwer von außen einsehbar und es gab seit Ende des 19. Jahrhunderts einen Bahnanschluss, der die notwendige „Logistik“ erheblich vereinfachte. Am 20. März 1940 begann in Auschwitz die systematische Vernichtung mit Gas, also nur zwei Monate nach der „Wannsee-Konferenz“ vom 20. Januar 1942.

Anja Ruppert thematisiert, wie sich die Erinnerungs- und Gedenkkultur im Laufe der 75 Jahre seit Kriegsende verändert hat. Als sie Studentin gewesen sei, habe das Thema wenig interessiert, heute steht die Erinnerungs- und Gedenkkultur vor neuen Herausforderungen: Die Zeit der Aufarbeitung war die Zeit der Zeitzeugen. Das Verschwinden der Zeitzeugen und die einsetzende mediale Aufbereitung der Vergangenheit beeinflussten zunehmend die Erinnerung. Der Raum des Sag- und Denkbaren und die Orientierungsmarken hätten sich in dramatischer Weise nach rechts geöffnet. Tabubrüche und Provokationen würden immer häufiger: Eine deutsche Eiskunstläuferin tanzte 2018 bei den Olympischen Winterspielen zur Titelmusik von Schindlers Liste, weil sie die Musik „so schön“ fände; Menschen tanzten auf dem Holocaust-Denkmal in Berlin und posteten Bilder davon auf Facebook mit dem Kommentar „Jumping on dead Jews“. Aus aktuellem Anlass verweist sie auch auf die Situation in Thüringen, wo jeder vierte Wähler die AfD gewählt hat, eine Partei die mit rechtem und nationalsozialistischem Gedankengut kokettiere. In diesem Zusammenhang verweist sie auch auf die Wahl des Thüringischen Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich mit Stimmen der AfD. Den Wahlslogan Kemmerichs „Endlich eine Glatze, die in Geschichte aufgepasst hat“ widerlegte die Geschichtslehrerin: An gleicher Stelle wurde am 20. Januar 1930 die thüringische Landesregierung mit den Stimmen der NSDAP gewählt.

Die Geschichtslehrerin moniert den Verlust der Würde des Erinnerungsbegriffs. Erinnerung sei zur Routine geworden, die Beschäftigung mit Vergangenheit verlange uns nichts mehr ab: sie kenne keinen Gegner mehr und sie schließe und selbst nicht ein. Anja Ruppert fordert dazu auf, niemals aufzuhören, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und gegen die „Banalisierung des Bösen“ anzugehen. Denn es gehe, wie schon Ignatz Bubis, 1996 Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, sagte, nicht um die Zuweisung oder Aufbürdung von Schuld an heutige oder künftige Generationen, sondern um eine aktive Auseinandersetzung mit dieser Zeit. Bubis forderte schon 1996 Schulen und Universitäten auf, mit Veranstaltungen rund um den 27. Januar an die Unmenschlichkeit und die Verbrechen des NS-Regimes zu erinnern und zu zeigen, in welches Unglück Rechtsradikalismus geführt hat. Bundespräsident Steinmeier habe dies in Yad Vashem so zusammengefasst: „Unsere Zeit ist nicht dieselbe Zeit. Es sind nicht dieselben Worte. Es sind nicht dieselben Täter. Aber es ist dasselbe Böse“.

Anja Ruppert beendet die Abendsprache mit dem Lied „Sage nein!“ von Konstantin Wecker, das genau das zum Thema hat: Aufstehen, dazwischen gehen und sich einmischen, wenn wieder Nazi-Lieder gejohlt, über Juden Witze gemacht und Menschenrechte verlacht würden.

Details

Datum:
6. Februar 2020
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