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Neuland: ein LSHler ist ganz vorne bei der Landesrunde der 59. Mathematikolympiade dabei.
21. Februar 2020 - 22. Februar 2020
Mathe-Lehrerin Angela Stelzer freut sich mit unserem Schüler Chengming, der bei der Landesrunde der 59. Mathematik-Olympiade in Göttingen Silber geholt hat. Sie war dabei und berichtet.
Chengming Wang besucht das Landschulheim erst seit August 2019. Die Ankündigung zum Schuljahresbeginn in der mittäglichen Versammlung, dass die erste Runde der Matheolympiade bereits läuft und Interessenten sich bitte bei mir melden sollen, erreicht ihn nicht. Schnell wird den unterrichtenden Kollegen, Klaus Busch und Dr. Frank Hubenthal, jedoch klar, was für ein Juwel sie im Unterricht vor sich haben. So erfolgt die Nennung zur vierstündigen Klausur Mitte November auf den letzten Drücker. Chengming erhält zur Vorbereitung die Aufgaben und Lösungen der ersten Stufe und den Hinweis, dass ihm Xiaowen aus Stufe 12 als adäquate Ansprechpartnerin für Fragen zur Verfügung stünde. Seine Bearbeitung erhält 29 von 40 Punkten und damit das Prädikat „Gut“. Es folgt die Einladung an das Mathematische Institut der Uni Göttingen für das Wochenende 21./22. Februar 2020. Ich freue mich ihn ohne Unterrichtsausfall begleiten zu können, weil die Siegerehrung am Samstag erst um 16.15 Uhr stattfindet. Die Meldung ist raus, als Danshu Li (Koordinatorin für die chinesischen Schüler), die Chengming als Muttersprachlerin beim Übersetzen der Anmeldeformulare unterstützt, bemerkt, dass der Landesentscheid mitten in unseren Winterferien terminiert ist. Kurzentschlossen besorgt sich der 10t-Klässler eine Unterkunft im Studentenwohnheim und verlebt die Ferien in der Uni-Bibliothek Göttingen. Die mitgegebenen Matheolympiadeaufgaben aus den letzten Jahren sind schnell durchgearbeitet, so dass sich Chengming ausgiebig anderen Themenbereichen wie Politikwissenschaften, Soziologie und Philosophie widmen kann. Er unterbricht seine Studien Freitagmittag und erscheint pünktlich zur Anmeldung um 12.00 Uhr im Fachbereich Mathematik. Dort herrscht bereits ein buntes Treiben: 219 Teilnehmer nebst begleitenden Eltern und Lehrkräften suchen ihr Namensschild, ihren Essensvoucher für die Kantine des benachbarten Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, ein Lunchpaket und Wasser für die erste vierstündige Klausur und den Weg zum Hilbert-Raum, in dem die offizielle Begrüßung stattfindet. Nachdem alles erledigt ist, bleibt nur noch, Erfolg zu wünschen und sich für den nächsten Tag bei der Siegerehrung zu verabreden. So stehe ich Samstag um 16.00 Uhr am Wilhelmsplatz vor der Aula der Universität. Chengming erscheint wohlgelaunt, obwohl die zweite Klausur schwieriger war als die vortägige. Während die Schüler im Erdgeschoss platznehmen, wandert der große Tross der Begleitenden auf die Empore. Die Aula ist prächtig und dem Rahmen angemessen. Nach den Dankesworten an Sponsoren, Gastgeber, Eltern, Lehrkräfte, Korrigierende geht es endlich an die Preisübergabe. Anlässlich der 20. Austragung des Landeswettbewerbes in Göttingen, hat man das auf 190 Exemplare limitierte Spiel „O-matako“ des Göttinger Spieleerfinders Reinhold Wittig auflegen lassen. Dieses erhalten, neben den Preisträgern, auch alle weiteren 21 Teilnehmer als Anerkennungspreis. Danach werden die Drittplatzierten geehrt. 37 Namen später ist Chengming immer noch nicht auf der Beamerleinwand erschienen. Dann kommen die 25 Silbermedaillen. Mit 30 von 40 Punkten muss er nur einen Zehntklässler, der einen der 12 ersten Preis erzielt, an sich vorbei zur Bundesrunde ziehen lassen. Was für eine Leistung für einen Nichtmuttersprachler unter all den Wiederholungstätern seiner Altersstufe! Die volle Punktzahl erzielte nur ein einziger Unterstufenschüler. Ein seltenes Ereignis, das erst zum 15. Mal beim Landesfinale in Göttingen eintrat. Nach 1½h ist der offizielle Teil zu Ende. Jetzt kommt noch das Fotoshooting der Geehrten. Es erfolgt nach Regionen. Südniedersachsen kommt so ziemlich zum Schluss. Für Hameln/Pyrmont und Holzminden steht Chengming alleine auf dem Podest. Gegen 19.00 Uhr kann ich ihm dann endlich gratulieren. Neben Urkunde, Medaille und Spiel hält er ein Fachbuch in der Hand. Ich fasse es nicht: den Bronstein, mein Formelwerk im Studium, gibt es immer noch. Chengming interessieren nur seine korrigierten Arbeiten. Da man einen Silbermedaillengewinner ja nicht einfach so ins Studentenwohnheim entlassen kann, gehen wir noch Essen. Die gerade noch belebte Fußgängerzone scheint wie ausgestorben, so dass wir lange suchen müssen, bis wir endlich ein Lokal mit freiem Tisch erwischen. Das kleine aber feine Sushi-Restaurant bildet den passenden Abschluss. Ich erfahre, was Chengming zu uns verschlagen hat, dass er auf Shuxin Lis (Abi im Internat Solling 2017) Empfehlung gekommen ist und er Aufgaben vom Typ der Matheolympiade daheim in der Schule zu lösen hatte. Er erfährt von unserer Mitgliedschaft im MINT-EC-Netzwerk und der damit verbundenen Möglichkeit, bundesweit an interessanten Workshops teilzunehmen. Sein offensichtliches Interesse erfreut. Es ist schön, jungen Talenten diese Türen öffnen zu können. Also, noch einmal herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg auf dem zukünftigen Lebensweg.
Text + Fotos: Angela Stelzer