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Inken Ackermann

Ich bin gern die starke Schulter für andere und stehe immer mit Rat und Tat zur Seite. Auch wenn ich etwas kontaktfaul bin und durchaus mal vergesse, auf eine Nachricht zu antworten: Sollten Freunde mich brauchen, so bin ich ohne wenn und aber für sie da, da spielt die Tages-oder Nachtzeit keine Rolle. Dafür braucht es kein tägliches Update darüber, was im Leben gerade so los ist.

Mein Einstand am Internat Solling war nicht der diplomatischste. 
Mein Vorname lädt Kinder leider dazu ein, damit herumzureimen und sich darüber lustig zu machen. So auch hier. Woraufhin ich den erstbesten Mitschüler ansprach und ihn nach seinem Namen fragte, den ich mit: „Das ist ja wohl der unorginellste Bauernname, den ich kenne“ kommentiert habe. Damit habe ich mich natürlich direkt beliebt gemacht. Im Nachhinein weiß ich, dass mich diese Hänseleien gestärkt haben. Mittlerweile bin ich schlagfertig und weiß, wann ich etwas einfach nur an mir abperlen lassen muss. Man muss wissen, in welcher Situation man seine Stärke zulassen kann und wann es besser ist, den Mund zu halten. Trotz dieses holprigen Einstieges bereue ich nicht eine Sekunde, mich für das Internatsleben entschieden zu haben. Ich war ja nicht wegen der anderen Leute, sondern für mich, meine Noten und das Abitur dort. Und hatte zudem eine gute Zeit! Es gab einen Deal mit meinen Eltern: Ich gehe auf das Internat Solling, wenn ich möglichst Wochenende nach Hause darf. Das haben wir auch wirklich konsequent so gehandhabt. Bis ich selber einen Führerschein und ein Auto hatte, haben sie mich für eine Übernachtung die Woche abgeholt. Für mich war diese kleine Pause vom Internatsalltag sehr wichtig und da wir nur eine halbe Autostunde entfernt wohnen, war dies auch gut zu machen. Die Strecke zwischen dem Internat Solling und der Wohnung meines Vaters kenne ich im Schlaf – ich könnte jeden Grashalm auf ihr benennen! Irgendwann wurde der Rhythmus dann flexibler, sicherlich auch meinen Freunden geschuldet.

Nach dem Abitur hat mir die Alltagsstruktur mit vorgegebenen Routinen und Uhrzeiten sehr gefehlt. Nun habe ich mir eigene geschaffen, zumal mir alles leichter fällt, wenn ich den Tag gelassen angehe. Da ich nicht selten schnell genervt bin, hat meine Kam schnell gelernt, das Morgenzeichen zu lesen: Stand die Müslibox beim Frühstück direkt vor mir, war ich mit Vorsicht zu genießen! Obwohl ich launisch bin, hatte ich noch nie wirklich Grund, mich zu entschuldigen. Man weiß bei mir einfach immer, woran man bei mir ehrlicher Haut ist. Ich bin auch überhaupt nicht nachtragend- vergesse aber auch nicht.

Was ich ganz sicher nie vergessen werde, ist, dass ich bei meinem ersten Aussteigen von der Polizei erwischt und zurück gefahren wurde. An dem Abend war in der Stadt sehr viel los und der Besitzer der Kneipe, in der wir waren, hat sofort gemerkt, dass wir nicht alle volljährig sind und die Polizei gerufen. Auf einmal rannten alle um mich herum los, bin auch ich instinktiv ein Stück mitgerannt und habe mich unter einem parkenden Auto versteckt. Die Polizisten standen keine fünf Meter von mir entfernt mit einer kleinen Gruppe anderer Internatsschüler. Nach ca. 20 bitterkalten Minuten (es war Februar) dachte ich mir: „Weißt Du, Inken, das ist es Dir jetzt auch nicht wert“ und habe mich dazugestellt. Als am nächsten Tag meine Kamleiterin kam, habe ich sie direkt darauf angesprochen und berichtet, was los war. Da auch ihr Ehrlichkeit ein hohes Gut ist, hat es keine Strafe gegeben. Ehrlich währt am längsten!

Während meiner Internatszeit habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass es nicht allein ein gutes Verhältnis zu den Mitbewohnern der Kam, sondern auch zu dem Kamleiter braucht, um ein harmonisches Miteinander zu leben. Somit war Frau Ruppert für mich die perfekte Wahl. Unsere abendlichen Gespräche über Gott und die Welt in ihrer Wohnung waren mir ein liebes Ritual vor dem Zubettgehen. 

Natürlich ist das Gelände des Internat Solling beeindruckend. Sehr viel mehr aber sind es die dort lebenden Menschen und dort kennen gelernte Freunde, denen ich eine tolle Zeit verdanke! Mitsamt meinen Eltern, die mir dies ermöglicht haben.

im März 2019

Inken Ackermann (LSH 2013 – 2018)