
Das Thema „Internat“ war für mich nie von Interesse, zumal ich diesen Begriff immer mit „Ausland“ assoziiert habe und mir nicht vorstellen konnte, von meiner Familie entfernt zu leben. Bis ich dann im Internet auf der Suche nach Reiterferien über das Internat Solling gestolpert bin. Mit den begeisterten Internatsgeschichten meines ältesten Bruders im Hinterkopf (er war auf einem schottischen Internat) und dem Gefühl, dass mir ein Ortswechsel guttun würde, bin ich umgehend für das Internat Solling entflammt. Meine Eltern hielten dies zunächst für ein florentinsches Strohfeuer. Bis ich sie dann mittels einer eigens erstellten Power-Point-Präsentation und dank argumentationsstarker Unterstützung durch einen Freund der Familie, Günther von der Schulenburg (der selbst Altschüler ist) davon überzeugen konnte, dass ich auf das LSH darf. Das war eine der besten Entscheidungen meines bisherigen Lebens! Ich bin hier aufgegangen wie eine Blume im Sonnenschein.
Nach wie vor brenne ich für unsere Internatsgemeinschaft! Derart stark, dass es mir eine Herzensangelegenheit war, mich im vergangen Jahr im PV für die Schülerschaft einzusetzen. Auch wenn ich aus einer Familie mit fünf Kindern stamme und es somit gut kenne, unter vielen Menschen zu sein, ist es natürlich ungleich intensiver, sich jederzeit mit Gleichaltrigen austauschen zu können, die in demselben Lebensumfeld ähnliche Erfahrungen sammeln, wie man selbst. Trotzdem war und ist es mir wichtig, nur zwei Stunden Fahrtzeit von meiner Familie entfernt zu sein.
Für mich ist es selbstverständlich, dass ich später Kinder haben werde. Der familiäre Zusammenhalt bei uns ist sehr eng und genau dieses unglaublich große und schöne Gefühl möchte ich künftig weitergeben. Allein dieser Herzenswunsch bremst mich bezüglich des Gedankens, mir später eine Landarzt-Praxis aufzubauen. Ich mag den Charme der Idee, meine Patienten wirklich zu kennen und in vielerlei Aspekten für sie da sein zu können. Doch widerstrebt es mir, fremdbestimmt für zehn Jahre auf einen Ort festgelegt zu werden. Somit steht für mich bislang nur fest, dass ich mir mittels des Medizinertests und Praktika den Traum, Medizin zu studieren, erfüllen werde. Da meines Erachtens das Zwischenmenschliche in dem Arzt-Patient-Verhältnis ein nicht zu unterschätzender Faktor ist und darin eine meiner Stärken liegt, werde ich diesen Wunsch, den ich von klein auf hege, auch weiterhin verfolgen! Schon allein meine tolle Zeit hier am Internat Solling zeigt mir auf, wie wichtig es ist, sich für seine Träume und Wünsche stark zu machen.
Meiner Meinung nach ist wenig derart ansteckend, wie er- und gelebtes Glück! Umso schöner, wenn ich dazu beitragen kann, dass andere Menschen sich gut fühlen. Sei es durch ein Pflaster, Zuhören, Zuspruch oder ein gelungenes Essen. Da ich selbst die Personifikation des Begriffes „hangry“ sein kann, weiß ich sehr wohl, welch Wohltat gestillter Hunger ist. Zudem mag ich den meditativen Aspekt des Kochens sehr und nehme wöchentlich mit Begeisterung an der Koch-AG teil. Mittlerweile kann ich auch rezeptlos gut schmeckende Dinge zubereiten und freue mich sehr darüber, mich der Koch- und Improvisationskunst meiner Mutter anzunähern. Ein Puzzlestück mehr, das es mir ermöglicht, schöne Erinnerungen zu schaffen. Am allerliebsten gemeinsam mit geliebten Personen.
Im Mai 2025