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Man könnte mich wohl einen echten „Bewahrer“ nennen – nicht im Sinne eines verbohrten Ewiggestrigen, sondern als jemand, der mit Leidenschaft das Erbe pflegt, das unsere Familie in Schleswig-Holstein und Dänemark seit rund 800 Jahren auf verschiedenen Besitzungen und auch hier in Eckhof hegt und pflegt. Ich bin stolzer Landwirt und Geschäftsführer unserer Biogasanlage. Bei uns wird Nachhaltigkeit nicht nur diskutiert, sondern tagtäglich mit Händen, Köpfchen und manchmal auch ein bisschen Schweiß gelebt.

Für mich war Eckhof schon früh dazu bestimmt, mein Zuhause und mein Arbeitsplatz zu sein. Mit meinem Gartenbaustudium und als staatlich geprüfter Wirtschafter in der Landwirtschaft beackere ich heute Böden, die schon unzählige Generationen meiner Vorfahren bestellt haben. Das ist für mich der beste Beweis für echte Nachhaltigkeit – die Gewissheit, dass das, was wir heute tun, auch für die nächste Generation noch Früchte tragen wird. Apropos nächste Generation: Unsere Tochter Fanny studiert Agrar-Management und steht schon in den Startlöchern, um tatkräftig mitzuwirken, während Victoria, obwohl es sie in die Medizin zieht, ebenfalls ihre Unterstützung anbietet. Es beruhigt mich ungemein zu wissen, dass Eckhof auch weiterhin in guten Händen sein wird und unser Konzept, den Hof von einer Generation in die nächste zu überführen, erfolgreich gelebt wird.

Auf dem Hof sind wir wahre Meister des Selbermachens – aus wirtschaftlichen Erwägungen, versteht sich! Von der Reparatur alter Landmaschinen und Oldtimer bis hin zum Instandsetzen der Gebäude, die seit 1756 unseren Hof prägen und die wir behutsam, aber zeitgemäß erhalten. Ich bin zudem ein leidenschaftlicher „Aufbewahrer“ von allem, was noch einmal Verwendung finden kann: Backsteine, Fensterrahmen, oder auch mal ein historischer John Deere Petroleumschlepper von 1937, dessen wunderbares Tuckern Kindheitserinnerungen weckt und der mit seinem H-Kennzeichen als historisches Schmuckstück gilt. Die Erfahrung hat mich gelehrt: Alles findet seinen Platz, egal wie lange ich ein Auge darauf haben muss! Damit das alles reibungslos läuft, haben wir eine eigene Werkstatt, in der wir nicht nur unsere Betriebs-Kfz, sondern auch alle Maschinen des Hofes selbst reparieren.

Unser Gut ist ein bunter Strauß verschiedener Betriebszweige. Neben der klassischen Landwirtschaft und dem Forst betreiben wir eine Biogasanlage zur Energieerzeugung – eine Aufgabe, bei der ich auch mal Nachtschichten einlege und hautnah miterlebe, wie aus Gülle und Mais grüne Energie wird. Und ja, ich bin stolz darauf, dass wir diesen Beitrag leisten, auch wenn die Bürokratie uns hier mit mittlerweile hunderten Verordnungen (von ehemals 12 im Jahr 2010!) manchmal an den Rand der Verzweiflung treibt. Immer wieder frage ich mich, ob die Verfasser dieser Papiertiger jemals einen Acker oder eine Biogasanlage von innen gesehen haben und unsere Probleme, einen solchen Betrieb zu führen verstehen!

Unsere großen Hallen bietet zudem ein Winterlager für über 60 Segelboote, meist Yachten, und damit diese bestens versorgt sind, hat sich sogar ein Bootsbauer bei uns angesiedelt. Meine Frau Caroline teilt unsere gemeinsame Liebe zu Interieur, Antiquitäten und Design und so haben wir unser Haus (wir sind seit 100 Jahren die ersten Eigentümer, die wieder im Haus leben) in den Zustand des 18. Jahrhunderts versetzt und zeitgemäß eingerichtet. In ihrem Laden „The Box“ auf unserem Hof bietet sie all das an, was für ein schönes Haus wichtig ist.
Richtig Leben ins Gelände bringen die Mieter aus 15 Wohnungen und einer Ferienwohnung, und natürlich unsere zahlreichen vier- und zweibeinigen Mitbewohner – von Hunden und Hühnern, Gänsen und Pfauen bis hin zu 5 alten Eseln und einem Pferd. Für die ökologische Pflege unseres Weinbergs halte ich ein kleine Herde Ouessantschafe (die kleinste Schafrasse der Welt). Ich liebe es einfach, mit Tieren zu leben!

Auch wenn der Weinbau, mein neustes und mutigstes Unterfangen, im Moment noch ein „Versuch“ ist und noch keine Wirtschaftlichkeit aufweist, so ist es doch ein Hobby, das mich buchstäblich erdet. Die Pflege der Pflanzen und die Arbeit im Weinberg entspannen mich und verwurzeln mich noch mehr mit unserem Grund und Boden. Eine weitere, überraschend erfüllende Tätigkeit ist die Betreuung von Menschen, die das Bestattungsangebot in unserem Arboleum (Beerdigungswald) „Julianenruh“ annehmen. Anfangs war ich angesichts des Themas Tod eher zögerlich, doch liegt es mir zu meiner eigenen Überraschung sehr, mit Trauernden umzugehen. Diese sehr persönliche und individuelle Begleitung ist eine dankbare Aufgabe, die mir mittlerweile ans Herz gewachsen ist.

Bewahren, pflegen, konzeptionieren, verwalten, ernten, Überblick behalten, einspringen, anpacken und repräsentieren – meine Tage haben auch nur 24 Stunden. Zum Glück arbeite ich eng mit meinen Brüdern (beide LSHler), die ebenfalls als Landwirte auf Gütern in Schleswig-Holstein leben und meiner Schwester, die Tiermedizinerin ist, zusammen. Und trotz all dieser vielfältigen Aufgaben gibt es sie, die schönen und genussvollen Momente, in denen ich abschalten kann. Sei es mit der Gartenschere in der Hand, in Gesellschaft meiner Familie und Freunden, beim Genuss unseres eigenen Weins oder während einer Radtour, wenn ich vom Rad aus prächtigen Stockrosen entdecke und ihre Samen für unseren Garten ernte (wie auf der Île de Ré geschehen). Sie gedeihen prächtig bei uns auf dem Hof.

Ich bin keineswegs getrieben, sondern randvoll mit Aufgaben und Ideen, um Eckhof zu konsolidieren und meinen Töchtern in bestmöglichem Zustand weiterzugeben. So träume ich zum Beispiel davon, unser Zuhause noch zu Lebzeiten wieder unter einem roten Ziegeldach zu sehen. Die Liebe zu all dem, was wir gemeinsam leben, bewahrt mich davor, mein Tun als Stress wahrzunehmen. Es ist eine Ehre und Freude, Teil dieser Geschichte zu sein und sie in die Zukunft zu führen.

im August 2025