Meine Vornamen sind sekundär. Wichtig ist allein unser Familienname „Breuner“, und dass man sich über ihn meiner lieben Eltern erinnert. Diese beiden großartigen Menschen waren und sind mein persönlicher Antrieb dafür, nach den Werten zu leben, die sie mir vermittelt haben. Sie waren und sind der „rote“ Team – Breuner Faden“, der sich durch mein Leben zieht!
Gustav A. Breuner, mein Vater, der im Krieg bei der Marine war und diesen überlebt hat – um kurz darauf (1950) den Mut zu haben, eine jüdische Frau zu ehelichen. Das kann ich mit Nichts in meinem Leben gleichsetzen. Inge-Beatrice Breuner, meine Mutter, die als jüdisches Kind aus Königsberg vor den Deutschen und den Russen fliehen und bestimmt Unvorstellbares tun musste, um zu überleben. Wer bin ich, angesichts dieser enormen Lebensleistungen meiner beiden Eltern Erinnerungsraum für mich zu beanspruchen. Ich bin das kleinste Juwel in unserem familiären Geflecht. Da ich als alleinstehende Person auch der letzte verbliebene Breuner bin, habe ich mit dem Einverständnis meiner lieben Mutter dem LSH ein Legat vermacht. Das Internat erbt nach meinem Tode quasi unser gesamtes Vermögen. Es ist uns eine Herzensangelegenheit, jungen Menschen, denen es sonst aus finanziellen Gründen nicht möglich wäre, die hervorragende Bildung und das wertvolle Miteinander im LSH zu ermöglichen.
Mein Leben ist positiv-turbulent und intensiv verlaufen. Rückblickend waren in all dem meine Jahre in der Einbecker Str.1 die beste und schönste Zeit meiner Jugend. Noch heute trägt mich die Gewissheit, dass ich jederzeit am LSH willkommen bin.
Nach meinem Fachabitur in Hildesheim (ich musste das Internat aufgrund meiner schlechten Noten verlassen) habe ich in Hamburg bei dem Unternehmen „Albis Plastik GmbH“ den „Hamburger Groß- und Außenhandelskaufmann“ gemacht und war im Anschluss an meine duale Ausbildung für diverse Verkaufsbüros des Unternehmens in Deutschland tätig. 1981 sprach mich im Rahmen einer Schulung im Hauptsitz des Unternehmens einer der Geschäftsführer an, dass ich doch schon immer in die USA gewollt hätte – ich möge doch bitte zeitnah fliegen und für das Unternehmen in Texas tätig werden. Gesagt, getan! Dank der guten Verbindungen meiner Eltern in Berlin (mein Vater war Honorar-Konsul von Costa Rica und meine Mutter kannte durch ihre Mitgliedschaft im Deutsch-Amerikanischen Frauenclub die Frau des amerikanischen Botschafters) kam ich binnen weniger Tage an mein Visum. Ein derart kurzer Dienstweg ist heutzutage undenkbar!
Da ich des Englischen nicht so richtig mächtig war (Herr Witham hatte sogar meiner Mutter gegenüber geäußert, dass ich es seiner Meinung nach nie richtig lernen würde. Als ich ihm gegenüber viele Jahre später erwähnte, dass ich mittlerweile in den USA lebe, sagte er auf seine unnachahmliche Art:“ This is not Great Britain!“), waren die Arbeitstage lang und herausfordernd. Abends, wenn ich mich vor dem Fernseher entspannte, führte ich lange Listen mit Ausdrücken und Wörtern, die ich nicht verstand. Am Folgetag fragte ich meine Kollegen, was denn dieses und jenes heißen möge. Mein bester Schachzug, sowohl um mein Englisch zu perfektionieren als auch mich besser in Houston zu assimilieren, war das Ablegen des Pilotenscheins. Dafür habe ich in der bisherigen Fremdsprache Englisch völlig neue Wörter und Fachbegriffe gelernt, mittels derer ich mich schnell und präzise ausdrücken kann. Darüber hinaus hatte ich im Rahmen meiner Ausbildung zum Piloten Gelegenheit, persönlich Zeitzeugen der Air Force des Vietnamkrieges kennenzulernen und ihren spannenden Erlebnisberichten zu lauschen. Ich bin der Meinung, dass man nur über die Geschichte eines Landes das Land verstehen und begreifen kann.
Nach eineinhalb Jahren in den Staaten war es so weit, dass Kunden mich am Telefon fragten, wo in den Südstaaten ich denn geboren sei.
1984 ist mein Vater plötzlich verstorben, weshalb ich in Deutschland seine geschäftlichen Dinge abwickeln musste. Im Zuge dessen hatte ich einen Kontakt zu Mercedes-Benz hergestellt und bin gefragt worden, ob ich für das Unternehmen tätig werden wolle. Wollte ich, bis ich dann 1989 meiner Sehnsucht nach dem Leben in den USA nachgab und bei Mercedes-Benz kündigte. Es folgte eine abwechslungsreiche Zeit, in der ich u.a. Harley Davidson Motorräder und später sehr erfolgreich Chemikalien exportiert habe. Einen Großteil meines Vermögens habe ich in Immobilien reinvestiert. Mit dem 11. September 2001 reifte der Entschluss in mir, eine neue berufliche Tätigkeit aufzugreifen, mit der ich junge Menschen in der „Real Estate Industrie in Los Angeles“ unterstützen konnte. Ich habe die kalifornische Makler-Lizenz gemacht und mich darauf spezialisiert, junge Menschen beim Erwerb ihrer ersten eigenen Immobilie zu unterstützen. Damit wollte ich der Gesellschaft, die mich so freundlich aufgenommen hat, etwas zurückgeben.
Mittlerweile, ich werde im kommenden Jahr 69 Jahre alt, bin ich nurmehr für mich selbst tätig. Was mich aber auf keinen Fall zum „Rentner“ macht!
Mein engster Herzensmensch, meine geliebte Mami, hat auf ihrem Sterbebett zu mir gesagt, sie habe ein volles und zufriedenes Leben führen können. Es erfüllt mich mit großer Freude, dasselbe von dem meinem sagen zu können. Ich bin von lieben Freunden umgeben, egal, ob ich in meinem Wohnsitz in Berlin, in Port Andratx auf Mallorca oder in Scottsdale, Arizona, bin. Da ich mir im Laufe meines Lebens eine tief verwurzelte Empathie angeeignet habe, kann ich in allen drei meiner Heimatländer „Amistad“ (ein spanischer Ausdruck für das einander geschenkte Vertrauen, gegenseitige Zugneigung und die Unterstützung zwischen Freunden) leben. Es ist mir möglich und eine Freude, durch Spenden gute Zwecke zu unterstützen. Nach wie vor bin ich offen für Austausch und neugierig auf mehr neue Menschen, die mich faszinieren und die ich begeistern kann. Die Möglichkeiten, die uns das digitale Universum und künstliche Intelligenz bieten, werden von mir rege genutzt und meine damals sehr schlechte Note in Erdkunde kompensiere ich durch mein „global Traveling“ – „das fliegende Klassenzimmer“ quasi. In Amerika habe ich „Tri Coastal“, also an allen Küsten (Houston, Boston, Los Angeles) gelebt und wenn ich eines im Leben am eigenen Leibe erfahren habe, so ist es das: Man muss sein Glück selbst in die Hand nehmen, und das schon sehr früh. Sei es durch körperliches Training, wie das, zu dem mich damals am LSH unser Sportlehrer Herr Heinen ermutigt hat. Das hat mich dazu ermächtigt, damals der schnellste Läufer auf 1000 m zu sein, den das LSH jemals hatte. Sei es durch Mut. Die Auswanderung nach Amerika im Alter von 24 Jahren, das Ablegen des Pilotenscheins mit 25 Jahren, Bootsführerschein, Tauchschein, Motorrad – und LKW-Führerschein, neue berufliche Aufgabenfelder, neue Länder, neue Standorte – ich habe in meinem Leben häufiger „ja“ als „nein“ gesagt. Was ich von meiner mutigen Mami gelernt habe, die sich zum Beispiel zu mir ins Flugzeug gesetzt hat, obgleich ich den Pilotenschein erst seit 14 Tagen hatte. Mein spontan vorgebrachtes Argument „ich habe noch nichts vergessen“ war sicherlich gut. Ausschlaggebend war aber ihr starker Wille, das Beste aus ihrem Leben zu machen. Die Erinnerung an unseren gemeinsamen Flug ist noch heute, rund 44 Jahre später, lebendig und motivierend. Auch ich mache gerne das Allerbeste aus meinem Leben.
I am very blessed. Ich hatte die liebevollsten Eltern. Führe als Kosmopolit ein facettenreiches und erlebnisreiches Leben, in dem das Lernen nie aufhört. Es ist mir eine Freude, dank unseres Legates viele der Möglichkeiten, die mir die wertvolle Zeit meiner Jugend am Internat Solling gegeben hat, an zukünftige Schüler: innen weiterzugeben. Das ist der Schlüssel „Made by Breuner“, den wir Euch vertrauensvoll in die Hand legen. Das Aufdrücken der Tür und das Überschreiten der Schwelle – das werdet Ihr dann selbst machen. Good luck, go for it!
Im Oktober 2025
