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Alexandre von Treuenfels

Es gibt mich nicht ohne „Sehnsucht“. Bin ich in Deutschland, so sehne ich mich nach der Lebensart und den unendlichen Weiten Brasiliens, wo ich geboren bin und die ersten 15 Jahre meines Lebens zwischen Kaffeeplantagen verbracht habe. In Brasilien wiederum fehlen mir die Menschen, die mein deutsches Leben seit vielen Jahren bereichern und der leichte deutsche Akzent zeigt auf, dass ich ebenso sehr in Deutschland verwurzelt bin. Meinem kreativen Schaffen kommt dies entgegen – diesem Spannungsfeld entwachsen viele meiner Bilder.
Im Anschluss an mein Abitur am Internat Solling habe ich zunächst in Brasilien Landwirtschaft studiert. Die Malerei war, so wie auch die Musik, meine „mitnehmbare“ Konstante. Selbst der Abschluss als Diplomlandwirt in Göttingen und einige Jahre Berufserfahrung hinderten mich nicht an dem Entschluss, mich eines Tages an der Kunstakademie „Escola Panamericana de Arte“ (EPA) in São Paulo einzuschreiben. Abends unterrichtete ich Deutsch in einer Sprachschule, die Tage gehörten der Kunst.
 
Eine herrliche Zeit, die mich beflügelte und ihre Bestätigung durch eine Ehrenurkunde „Menção Honrosa“ für mein Engagement an der EPA erhielt. Dieser Rückenwind wurde durch eine Einladung eines deutschen Industriellen und Mäzens, dem meine Bilder gefielen, vervielfältigt. Ein Angebot, meine Werke im „Brenners Park“ in Baden-Baden auszustellen, veranlassten mich, alles andere stehen und liegen zu lassen, und wie im Rausch die nötige Anzahl von Bildern anzufertigen. Sie wurden in Überseekisten verpackt und erreichten mit mir unseren „Stammhafen Hamburg“. 
 
Die Ausstellung war ein voller Erfolg und führte dazu, viele weitere Jahre hauptsächlich in Hamburg zu leben und später zahlreiche weitere Ausstellungen durchzuführen. Doch für den Lebensunterhalt bedurfte es zunächst noch weiterer Tätigkeiten des reinen Gelderwerbs. Irgendwann war dann aber der Zeitpunkt erreicht, an dem ich nicht mehr bereit war, beruflich etwas für andere zu tun. 
 
Ich bin nunmehr ganz und gar Maler! Neben dem Verkauf von Bildern, die mit der von mir entwickelten „Lima-Technik“ („Lima“ ist das lat. Wort für Feile, Künstlerische Ausarbeitung) entstehen, mit der ich mithilfe von Ölfarbe Figuren aus einer Ebene von Spachtelmasse herauswachsen lasse, lebe ich von der Portraitmalerei. In dieser, heißt es, kommen meine Stärken „Einfühlungsvermögen“ und „Empathie“ zum Tragen. In diesen Auftragsarbeiten verwirkliche ich mich nicht als Maler, sondern versuche vielmehr, den Menschen in seinem Wesen zu erfassen und abzubilden. 
Die Thematik in meiner freien Malerei ergibt sich sowohl aus dem von mir Erlebten und den 
daraus gewonnenen Erkenntnissen als auch aus der griechischen Mythologie.
Beide sind Ausdruck
– einer Sehnsucht nach einer Welt in Harmonie von Mensch und Natur
– einer Besorgnis über das zunehmende Platzgreifen der hoch technisierten Welt
– eines Bemühens um einen Gegenentwurf zur ökonomisierten Zivilisation und nicht zuletzt
– eines Aufrufs zur Rückbesinnung auf unsere Natürlichkeit und Kreatürlichkeit
 
In meinen Bildern taucht immer wieder der Stier auf, als Symbol der Mutter Erde mit ihrer Kraft, ihrer Beständigkeit und ihrer duldenden Belastbarkeit. Der oftmals als Tanz inszenierte Kampf zwischen Stier und Mensch ist Sinnbild für die Beziehung zwischen Mensch und Natur: einerseits aufeinander angewiesen, andererseits in aggressiver Konkurrenz.
Natürlich gab und gibt es in meiner Laufbahn auch Ebbe und Flut, die Auftragslage ist oft saisonal, doch kann ich sagen, von meinem Schaffen leben zu können. Mein Leben findet mittlerweile zum größten Teil in Mecklenburg-Vorpommern statt, wo unsere Familie nach der Wende zu ihren Wurzeln zurückgekehrt ist und die Möglichkeit hatte Wald zurück zu erwerben. Das renovierte ehemalige Forsthaus, in dem ich zurzeit lebe, dient uns dafür als Ankerpunkt.
 

Blicke ich jetzt auf mein Leben, so bin ich dankbar und froh, diesen Weg gegangen zu sein. Ich werde nicht mit dem Gefühl aus dem Leben gehen, ihn nicht gewagt zu haben. Dieses Wissen bedeutet einen immensen inneren Reichtum.

im April 2022
 

Tag der offenen Tür

Am 28. April 2024 lädt das Internat Solling herzlich zum Tag der offenen Tür mit persönlichem Beratungstermin ein.

Hier finden Sie weitere Details und Informationen zur Anmeldung: