Ich habe meine Kindheit in China (da war ich noch sehr jung) und zum Großteil in Südafrika verbracht, somit liegen mir das Reisen und Leben in nicht deutschen Kulturen im Blut. Da unsere Eltern uns vier Kinder sehr darin bestärken, jede sich uns bietende Chance wahrzunehmen und uns Herausforderungen zu stellen, haben sie mich mit 13 Jahren unterstützt, als ich mich für entschieden hatte, für ein Auslandsschuljahr nach Kanada zu gehen. Nach meiner Rückkehr wollte ich nicht wieder zurück in gewohnte Bahnen und bewarb mich für ein Leistungsstipendium für das Internat Solling. So blicke ich nun auf meine Zeit am Internat Solling und stelle fest, dass ich hier länger mit meinem Freund am selben Ort gelebt habe, als mit meinen Eltern in der Zeit meiner Jugend und Kindheit, an die ich mich aktiv erinnern kann.
Dies liegt auch daran, dass meine Schwester Greta leider im Alter von einem Jahr erkrankt ist und eine lange Chemotherapie durchstehen musste. Deswegen war meine Mutter insgesamt fast eineinhalb Jahre mit ihr in Deutschland – in dieser Zeit wurde auch mein kleinster Bruder geboren. Zu dieser Zeit lebten wir in Südafrika und mein Vater war beruflich gebunden. Er blieb zusammen mit mir und meinem jüngeren Bruder in Südafrika. Trotz dieser emotional so schwierigen Zeit habe ich eine enge Bindung zu Südafrika. Tatsächlich träume ich davon, dort später zu leben und meine eigene Familie zu gründen. Ich liebe die Herzenswärme der Afrikaner und die Grenzenlosigkeit dieses Landes, auch wenn diese sowohl positiv als auch negativ sein kann.
Meine kleine Schwester Greta ist mein Vorbild. Sie zeigt mir immer wieder aufs Neue, dass Träume und Willen tatsächlich Grenzen überwinden können. Sie gibt nicht nur nie auf, sondern ist voller Überzeugung, dass sie später als Onkologin anderen Patient:innen auf deren Weg helfen wird, den sie selber beschreiten musste. Wenn ein Mensch dies vollbringt, so ist das unsere Greta – die immer und bei allem sagt: „Wir schaffen das!“.
Auch wenn mein Abiturzeugnis mir durchaus ein Medizinstudium ermöglichen würde, so hält mich meine Abneigung gegen Blut und Spritzen nachhaltig davon ab. Vielmehr träume ich davon, den Master in International Development an der Sciences Po (Paris School of International Affairs) zu machen. Mir ist Bildung, insbesondere politische Bildung, sehr wichtig. Ich bin davon überzeugt, dass Menschen das heutige Weltgeschehen nur dann erfassen können, wenn sie sich auch mit der Vergangenheit beschäftigt haben. Darum würde ich sehr gerne daran mitarbeiten, vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zum Beispiel über Ausstellungen zu informieren. Nur wer um die Vergangenheit weiß, kann positiv auf die Zukunft Einfluss nehmen und hat auch für sich persönlich das Rüstzeug, Chancen zu erkennen und wahrzunehmen. Natürlich weiß ich, dass im Leben nicht alles nach Plan verläuft, träume aber davon, mich in diesem Bereich einbringen zu können.
Auch wenn ich es durchaus sehr genießen kann, einfach mal nichts zu machen und einen Tag zu vertrödeln, so möchte ich doch stets die Aussicht darauf haben, wieder etwas zu unternehmen. Stillstand behagt mir eben so wenig wie eine zu starre Planung – es würde mich in den Wahnsinn treiben, wenn ich jetzt schon wüsste, was ich das gesamte nächste Jahr mache. Da ich sehr gut darin bin, neue Möglichkeiten und Wege zu entdecken, die vielleicht auf den ersten Blick versteckt sind, gehe ich meiner Zukunft recht gelassen entgegen. Sollte mir doch einmal etwas Sorgen bereiten, so laufe ich mir einfach den Kopf frei. In meiner Familie sind alle Läufer, natürlich mit einer Laufuhr am Arm; nur ich laufe, ohne die Zeit zu nehmen. Mir geht es einfach nur darum, in Bewegung zu sein.
im Juli 2022
im Juli 2022