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Derzeit sind auf meinem Handy 32 Listen in Themengebieten von „Kofferpackliste“ bis hin zu „FürundwiederListen bezüglich meiner Zukunftspläne“ zu finden. Ich mag das Gefühl, nicht komplett unvorbereitet in Situationen zu gehen. Die Recherche von Reiseroute, Restaurants und Sehenswürdigkeiten vor einem Ausflug zum Beispiel bereitet mir schlichtweg Freude. Das ist dann kein in Stein gemeißelter, sekundengenauer Plan, der strikt einzuhalten ist, sondern vielmehr ein kleiner Rückhalt. Meine diversen Listen helfen mir nicht nur, den Überblick zu wahren und nichts zu vergessen, sondern sind für mich vielmehr auch ein Hilfsmittel, um Abstand zu Dingen zu gewinnen. Ist etwas erst einmal niedergeschrieben, so muss ich mich nicht mehr unbedingt damit auseinandersetzen.

Apropos divers: Nachdem die Initiatorin Anka Pasch die Schule verlassen hat, bin nun ich Ansprechpartnerin für den Queeren Club hier am Internat Solling. Hier können wir uns untereinander austauschen und bestärken, gucken miteinander Filme an, die das queere Leben thematisieren und bieten einander einen geschützten Raum – den es leider nach wie vor braucht. Es ist einfach schön, Zeit mit Personen zu verbringen, die ähnliche Erfahrungen und Interessen teilen und miteinander aus Wertungsschubladen zu hüpfen!

Darüber hinaus engagiere ich mich seit Anfang 2022 im Jugendrat Holzminden. Als politisch interessierter Mensch nutze ich diese Gelegenheit, mich in ein Gremium der Stadt einzubringen. Getreu unserem Leitzsatz: „Einmischen, Aufmischen, Auffrischen“ arbeiten wir aktiv am Geschehen in und um Holzminden mit und versuchen, das Leben und Freizeitangebot jugendfreundlich zu gestalten. Mal ganz davon abgesehen, dass es mir guttut, über den „Schul-Tellerrand“ hinaus zu blicken – ich mag es sehr, mit mir vertrauten Menschen etwas in Bewegung zu setzen. Derzeit führen wir eine Umfrage mit Jugendlichen durch, was diese gerne in Bezug auf das Freizeitangebot verbessern / sich wünschen würden, organisieren aber zum Beispiel auch Müllsammelaktionen und Veranstaltungen.

In meinem Freundeskreis gab es 2020 einen krassen Einschnitt, als ich, nachdem ich zuvor als Lehrerinkind mit meiner Familie auf dem Gelände und im Anschluss daran Corona-bedingt ein Jahr lang als interne Schülerin in einer Kam gelebt habe, Externe wurde. Viele meiner damaligen Bindungen haben den Wechsel, sich nicht mehr verabredungsfrei sehen zu können, nicht verkraftet. Auch wenn ich nach wie vor hauptsächlich mit LSHlern befreundet bin, so sind dies mittlerweile zum Großteil externe Schüler:innen wie ich. Es macht schon einen großen Unterschied, ob mensch auf dem Gelände wohnt, oder nicht. Seien es nur die wöchentlichen Kam-Abende, die wie der Name schon sagt, für die Kams gedacht sind, oder Ankündigungen, die außerhalb der Schulzeit gemacht werden. Mit dem Auszug vom Gelände fing es an, dass mich manche Informationen nur verzögert und manchmal gar nicht mehr erreicht haben. Das war in Kombination mit einem Heimweh-Gefühl nach dem geballten Miteinander auf dem Internatsgelände erst einmal schmerzhaft, ist jetzt aber vollkommen in Ordnung für mich. Es hat schon auch Vorteile, bei den Eltern zu wohnen! Zumal ich im Kam-Alltag durch die Erzählungen meiner Mitschüler:innen erfahren habe, wie selten und kostbar es ist, eine intakte Familie mit Eltern zu haben, die einander lieben und eine aktive Beziehung führen! Wir Drei sind ein richtig gutes Team und ich mag es auch mit meinen derzeit 17 Jahren noch sehr, Zeit mit meinen Eltern zu verbringen. Auch wenn ich davon überzeugt bin, dass es die coole Seite davon ist, ein Geschwisterkind zu haben, wenn man eine Zimmernachbarin hat, genieße ich es jetzt, wieder ein Zimmer ganz für mich zu haben.
Während ich in meiner Zeit am Internat viel im Wald war, nutze ich nun den kurzen Weg von unserer Wohnung zur Weser. Sollte mir nicht nach Natur sein, so kann ich mich gut in der heilen Welt von Serien wie zum Beispiel „Avatar, Herr der Elemente“ verlieren oder schaue mir auch gerne live-streams wie „reved“ oder „rezo“ an, deren Themen ich mag.

Was auf meiner Zukunfts-Liste steht? Ein Restposten einer ausgeprägten Anime-Phase meines Lebens ist, dass ich gerne Japanisch lernen und das Land bereisen möchte. Auch träume ich davon, in einem Wohnwagen mit Freunden Europa zu bereisen. Im Moment möchte ich gerne in Göttingen Jura studieren. Ich mag die Stadt, deren Entfernung zu meinen Eltern perfekt ist, und kann mir gut vorstellen, mich für die Rechte anderer Personen stark zu machen. Eher als Robin Hoodin, die weniger auf der Seite von großen Konzernen, als denn für angewandte Menschenrechte kämpft. Mal schauen, ob dieser Wunsch noch in mir brennt, wenn es denn tatsächlich so weit ist, dass ich mich für ein Studium entscheiden muss. Das Gute an Listen ist ja unter anderem, dass ihre Länge selten begrenzt ist. Da passen schon noch einige Wünsche drauf!

im November 2023