Das neue Unterrichtsfach: Darstellendes Spiel

Aufgrund der langjährigen lebendigen Theatertradition am Internat Solling war es ein Leichtes, das Unterrichtsfach Darstellendes Spiel einzuführen: Seit dem letzten Schuljahr wird es in der Oberstufe neu unterrichtet.
Um es als mündliches Prüfungsfach wählen zu können, muss es bereits im 11. Jahrgang belegt werden. Dieser einführende Unterricht vermittelt einen Zugang zu theaterästhetischen Grundlagen und Gestaltungsmitteln. Steht zu Beginn vor allem das Ausprobieren und Erproben durch Spiele und Übungen im Zentrum und mündet die Arbeit zunächst in kleinere Darbietungen, so wird das erworbene Grundwissen in den folgenden Semestern mit komplexeren Anforderungen erweitert und vertieft. Zunehmend geht es um selbständiges Arbeiten, das im Laufe der Zeit auf größere und vielschichtige Inszenierungen abzielt. Den Schwerpunkt bildet durchgehend die Darstellungspraxis, jedoch eng verzahnt mit der Aneignung des erforderlichen Fachwissens sowie der Beschäftigung mit Theatergeschichte und Theaterformen.
Das Fach Darstellendes Spiel stellt als dritte musische Disziplin insofern eine Bereicherung dar, als es Heranwachsenden in der formativen Phase die Möglichkeit bietet, sich als ganze Person einzubringen und vor allem bislang unentdeckte Facetten der eigenen Persönlichkeit überhaupt wahrzunehmen, zu zeigen und auszubilden. Dies erfordert anfangs Überwindung, wirkt sich dann jedoch befreiend aus und trägt zur Identitätsfindung bei. Hinzu kommt, dass man als Teil einer Gruppe lernt, Verantwortung für das Ensemble und das gemeinsame Projekt zu übernehmen: Man muss sich verlässlich verhalten, angemessen auf die Arbeit der Mitschüler eingehen und selbst in der Lage sein, Kritik anzunehmen und umzusetzen. Perspektivwechsel im gemeinsamen Spiel trainieren außerdem Empathievermögen und Flexibilität. Das Beste daran ist, dass all dies Spaß macht! Wenn in einer Gruppe das Vertrauen wächst, wenn Hemmungen fallen und ein Projekt zur gemeinsamen Sache wird, durchlaufen alle eine Entwicklung, die prägt und ein Leben lang in Erinnerung bleibt.
Das erste große Stück, das unter der Leitung von Martin Kammer beim Altschülertreffen 2024 aufgeführt wurde, war Ödön von Horváths Kasimir und Karoline. Im laufenden Schuljahr 2024/2025 werden unter anderem eine Hamlet-Adaption und das Drama Räuber, frei nach dem Bühnenstück Verrücktes Blut von Nurkan Erpulat, einstudiert.

Text + Foto: Ellen Runte