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Hans Jochen Wohlfarth (LSH 1967- 1970)

Ich bin ein fürchterlich kopflastiger Mensch. Manchmal denke ich, ich wäre gerne blöd. Ich bilde mir ein, vieles wäre dann einfacher. Andererseits resultiert aus dem, was ich mit meinem Intellekt und Geschick in wirtschaftlichen Dingen geschaffen habe, nämlich große Unternehmen, das, was ich besonders gut kann: Verantwortung für andere übernehmen. 

Nach meinem BWL- und Germanistikstudium in Zürich habe ich mich mit den Immobilien meines damaligen Schwiegervaters beschäftigt. Dadurch bin ich in das Immobiliengeschäft in den USA eingestiegen. Dies wiederum führte dazu, dass ich in einem einmaligen Moment zugegen war: Als 1992 in Mexiko Grundbesitz erworben werden konnte, war ich dabei. Zum heutigen Zeitpunkt besitze und verwalte ich 3.200 Hektar Land allein in Mexiko.

Einen besseren Prototypen eines LSH-Schülers als mich gibt es gar nicht! Vor kurzem wurde ich gefragt, ob ich Deutscher sei und war völlig baff – ich konnte es nicht beantworten. Ich bin ein Weltenmensch. Über die Hälfte meines Lebens habe ich nicht in Deutschland gelebt. Es ist mir egal, ob ich ein Buch auf Deutsch, Englisch oder Spanisch lese. In welcher Sprache ich denke hängt ganz von der jeweiligen Situation ab. Da auch meine Frau als Übersetzerin mehrsprachig ist, herrscht bei uns ein lebendiges Sprachdurcheinander. Natürlich zeigt sich auch in meinem Kochspektrum mein polyglottes Leben, es ist sehr groß! Beginnend bei Ceviche, einer peruanischen Vorspeise, bis hin zu Kalbsbäckchen und einem abschließenden Crêpe Suzette bereite ich viele Speisen gut und gerne zu.

Einen Großteil meines Lebens (rund 20 Jahre) habe ich in Zürich gelebt, aber aus beruflichen Gründen auch in den Vereinigten Staaten u. a. in Arizona – die Wüste dort hat mich unglaublich fasziniert. Groß geworden bin ich im Norden Perus. Dort ist Regen derart selten, dass es das eine Mal, als ich dort Regen erlebt habe, schulfrei gab! So genieße ich es bis heute, wenn es in meinem jetzigen Wohnort Bonn regnet.

Auf das Internat Solling bin ich in der 11. Klasse gekommen, da mein Vater als gebürtiger Deutscher gerne wollte, dass ich ein deutsches Abitur mache. Bei der Überschulung aus Mexiko war ich ein so schlechter Schüler, dass die Lehrer zu meinem Vater sagten, aus mir werde allenfalls ein Fremdenführer. Hier am Internat wurde aus mir ein derart guter Schüler, dass ich als Austauschschüler für drei Monate nach London gesandt wurde. Im selben Jahr erhielt ich für meine guten Leistungen einen 100,00 DM Gutschein für Bücher. Dies war der Grundstein meiner ersten Bibliothek, die später leider abgebrannt ist. Meine zweite Bibliothek nimmt so viel Raum ein, dass sich die Wohnungssuche nach der Stellfläche für meine Bücher gerichtet hat.

Auch erfreue ich mich einer Sammlung von Keramiken aus der Prä-Inka-, Nazca- und Moche – Zeit. Den Grundstock für diese Sammlung hat mein Vater gelegt, ich habe sie im Laufe der Jahre ergänzt.

im November 2018

*1951, † 2019