Karl
Es gibt da so ein Gedankenspiel, das ich gerne durchspiele: Ich stelle mir meine Hochzeitstafel vor, an der alle meiner engsten Freunde Platz haben werden. Menschen, die aus der ganzen Welt angereist sind, um mit mir diesen Tag zu feiern. Ich möchte, dass dort große Persönlichkeiten feiern! Wobei ich „große Persönlichkeiten“ nicht auf beeindruckende Karrieren in der monetären Welt beziehe, sondern damit bewundernswerte Menschen meine, von denen man viel lernen kann. Welt-Veränderer, die vielleicht anders denken als die breite Masse, hoffnungslose Optimisten und wahre Kämpfer, die mehr vom Leben wollen, als Geld es bieten kann.
Natürlich strebe ich das auch für mich an. Das ist der Widerspruch, in dem ich mich gerade befinde. Ich möchte ganz und gar im Jetzt sein, mich nicht von Nichtigkeiten ablenken und nicht von den Erwartungshaltungen anderer beeinflussen lassen. Dennoch verspüre ich einen intrinsischen Druck nach Perfektionismus und der Jagd nach „dem besten Ich“. Dies ist bestimmt ein Stück weit der Tatsache geschuldet, dass es mir einfach wahnsinnig viel Spaß macht, mich weiter zu entwickeln und Dinge zu durchdringen. Der Wunsch, Dinge mit Wissen zu füllen und auf allen Ebenen zu verstehen, hat auch zu meinem Entschluss für die vegane Ernährung geführt. „Vegan leben?! Das ist nichts für mich! Nie und nimmer!“ hätte ich vor nicht allzu langer Zeit noch gesagt. Und jetzt tue ich es doch.
Nachdem ich mich für eine vegetarische Ernährung entschieden hatte um einen alltäglichen Beitrag zum Klimaschutzleisten, habe ich im Zuge von weiterführenden Recherchen gelernt, dass der Mensch tierische Produkte, im Gegensatz zu dem was leider immer noch viele denken, überhaupt nicht benötigt. In der heutigen Zivilisation kann man allerlei Nährstoffe (Proteine, Calcium, Eisen, usw.) aus rein pflanzlichen Stoffen beziehen. Das Leiden der Tiere in der Fleisch-, Ei- und Milchindustrie ist daher schlichtweg unnötig und dient viel mehr dem Genuss von gewohnten Speisen, als denn dem Überleben. Auch veganes Essen kann verdammt lecker schmecken, auf Genuss verzichten muss man daher nicht Ja, ich möchte die Welt verändern. Wecken.
Das „wie“ weiß ich noch nicht. Zunächst möchte ich nach meinem Abitur auf Reisen gehen. Ohne Zeitlimit. Meine Reiseziele sind nicht länder-, sondern projektbezogen.
Vor allem fasziniert mich das Projekt „Seawater Greenhouse“ (von dem ich in dem Buch „Blue Economy“ von Gunter Pauli gelernt habe). Dieses Projekt stellt Gewächshäuser in die Wüste, wo üblicherweise nichts, nada, wächst. Die Kunst, oder besser gesagt, simple Physik, ist es, das vom Meer verdampfte Wasser (das Gewächshaus soll in Küstennähe platziert werden)an den Wänden des Gewächshauses kondensieren zu lassen. Das gewonnene Wasser reicht, um allerlei Gemüse und Bäume anzupflanzen – mitten in der Wüste! Ja, das ist nur ein Beispiel, wie einfach es sein kann. Warum wir solche Projekte noch nicht standardisiert haben? Weil Menschen mit dem derzeitigen System noch genug Geld verdienen, um sich über Alternativen keine Gedanken machen zu müssen – geschweige über Menschen.
Während der Klimawandel für uns hier in Deutschland „nur“ für heißere Sommer gesorgt hat, sitzen um die 13 Millionen Menschen im Horn von Afrika auf ihren vertrockneten Äckern und kämpfen mit dem Hungerstod. Wir, die Industrienationen, die primär für die globale Erwärmung und das damit einhergehende Leid von Milliarden von Menschen verantwortlich sind, bauen High-Tech Mauern auf, um uns vor den zu erwartenden Flüchtlingsströmen zu schützen. Wir schließen weiterhin die Augen vor der Realität, machen weiter wie zuvor und pumpen Unmengen an Treibhausgasen in die Luft, als gäbe es kein Morgen – in der Hoffnung, dass die Wissenschaft das schon irgendwie schaffen wird. Hauptsache, das BIP wächst. Stattdessen sollte tagtäglich unser schlechtes Gewissen wachsen.
Es ist zu spät den Klimawandel noch aufzuhalten; er ist schon da, und es werden immer schlimmere Katastrophen auf uns zukommen, egal, was wir tun. Aber noch haben wir Zeit, das Schlimmste abzuwenden wenn wir JETZT ins Handeln kommen. Es ist nicht zu spät, uns selbst noch zu ändern, damit wir nicht so grausam miteinander umgehen werden, wenn die Katastrophen erst einmal eintreten. Wir müssen was verändern! Es wird allerhöchste Zeit!
Ich werde mich nicht zurücklehnen und hoffen, dass die Politik und die „unsichtbare Hand“ sich der Sache annehmen werden. Ich bin sicher: Vom „Seawater Greenhouse“ Projekt wird es zum nächsten Projekt gehen, mein Lernen wird nicht aufhören, bis ich weiß, wie ich etwas bewirken kann. Fest steht, dass ich nicht darauf warte, dass andere die Welt verändern. Ich tue es selbst.
Wenn Sie mir bei der Erfüllung meines Reisetraumes behilflich sein können und /oder jemanden kennen, der wiederum jemanden kennt, der…. . Interessierte, die mir weiterhelfen wollen, schreiben mich bitte unter: Karl.janisch@outlook.com an.
im Mai 2019