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Die Neugierde auf andere Länder, andere Menschen, Sprachen und Kulturen hat mein Leben schon immer maßgeblich bestimmt.

Aufgewachsen bin ich bei meinen Adoptiveltern im Lincoln, Nebraska. Nebraska und die USA werden für mich zwar immer meine Heimat bedeuten, aber es hat mich schon immer nach Europa gezogen. Es kann durchaus sein, dass dem so ist, weil ich in Rumänien geboren wurde. Richtig dort gelebt habe ich nicht, da ich im Alter von 6 Monaten aus einen Waisenheim adoptiert wurde. Tatsächlich bin ich dankbar dafür, zur Adoption freigegeben worden zu sein. Meine leibliche Mutter war zu dem Zeitpunkt 17 Jahre jung und die Lebensumstände in Rumänien direkt nach der Diktatur mehr als schwierig. Mittlerweile stehen meine leibliche Mutter, meine zwei leiblichen Halbschwestern und ich glücklicherweise im lockeren Kontakt.

Von jungem Alter an war mir in den Staaten in Vielem das Denken und Handeln zu eng. Mir war früh wichtig unabhängig zu sein. Daher habe ich seit meinem 14. Lebensjahr gejobbt und auch neben High-School und College immer gearbeitet. Damit habe ich mir meine Freiheit erarbeitet. Da es mir immer leichtgefallen ist, für die Schule zu lernen, konnte ich nicht nur die High-School im Alter von 17 ein Jahr früher abschließen, sondern auch das BA Studium (wofür ich Stipendien erhalten habe) in meinem letzten Jahr an der High-School bereits durch Onlinekurse beginnen. Mein Antrieb war, so schnell wie möglich woanders leben zu können. Ich war neugierig auf die Welt und wollte mich von meinen Eltern unabhängig machen.

2009 brachte mich die Liebe nach Deutschland. Meinen deutschen Mann (damals noch mein Freund) habe ich in einem „History of South Africa“ – Seminar kennen gelernt, während er mit dem Fulbright-Programm ein Jahr an meiner Uni in Lincoln verbracht hat. Als ich nach Deutschland kam, habe ich im ersten Jahr täglich Deutsch an einer Sprachschule in Hannover gelernt. Zudem habe ich in Hannover sechs Jahre lang Englisch unterrichtet, mein Masterstudium absolviert und meine ersten zwei Kinder zur Welt gebracht.

Zum Glück konnte ich mein Studium und meine berufliche Tätigkeit in Hannover mit meiner Reiselust und meinem Interesse an anderen Kulturen kombinieren. Ich habe unter anderem bei der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen gearbeitet und hatte dort mit Menschen aus vielen Ländern der Welt zu tun. Mein Organisationstalent kam voll zum Tragen, als ich an Projekten und Tagungen beteiligt war, durch die ich viel in der Welt unterwegs sein durfte – wie zum Beispiel Kuba, Südkorea, der Schweiz und Indien. Für mich war das eine sehr wertvolle und lehrreiche Zeit. Nach der Geburt meines dritten Kindes habe ich glücklicherweise das Stellenangebot des Internats Solling entdeckt und mich beworben.

Lehrerin am Internat Solling sein zu können, bereitet mir große Freude. Die Schüler:innen sind aufgeweckt, das Kollegium toll und das Gelände ist natürlich wunderschön. Am Internat Solling kann ich meine Erfahrungen einfließen lassen und jungen Menschen den Weg in die Welt sprachlich sowie kulturell erleichtern. Neben dem Unterricht gilt dies auch für die zwei AGs, die ich momentan leite. Erstens leite ich seit zwei Jahren die Zumba AG beim LSH. Zumba ist eine Kombination aus Tanz und Sport mit temporeicher Musik, die oft aus dem Spanischen kommt. Hier können die Schüler:innen nicht nur Spaß an Tanz und Bewegung erleben, sondern auch Musik und manche Tanzschritte aus u.a. Lateinamerika kennenlernen. Zweitens engagiere ich mich seit diesem Schuljahr (2022/2023) zusammen mit meiner Kollegin Frau Loske in der UN-AG bzw. “Model United Nations” (MUN). MUNs gibt es überall auf der Welt. Sie bieten Schüler:innen die Möglichkeit, sich während einer Tagung mit der Arbeit und den Strukturen der UN vertraut zu machen indem UN-Sitzungen simuliert werden. Dies findet auf hohem englischen Sprachniveau statt. Ich selbst durfte als MA-Studierende an mehreren MUNs teilnehmen und habe die dortigen Erfahrungen, Eindrücke und natürlich auch den Spaß als sehr bereichernd empfunden. Daher freut es mich besonders, die interessierten LSH-Schüler:innen bei ihrer Teilnahme an der MUN in Den Haag unterstützen zu können und damit gleichzeitig eine lange LSH-Tradition zu pflegen.

Ein absolutes Highlight dieses Schuljahres war für mich, dass ich in den Osterferien 2023 die Möglichkeit hatte, mit zehn Schüler:innen des Internats in die USA zu reisen. Da wir in meiner Heimatstadt waren, konnte ich gut auf mein dortiges Netzwerk zurückgreifen und ihnen ein breites Spektrum von High-Schools, kulturellem Angebot, dem alltäglichen Leben und selbstverständlich auch der lokalen Küche (ich liebe scharfes und „Tex Mex“ Essen) bieten. Es war für mich eine sehr berührende Erfahrung, unsere Jugendlichen an den Orten zu erleben, die ich selber als Jugendliche erlebt habe. Ich selbst hatte die Chance in meinem Leben, so viele Länder zu sehen und die Welt entdecken zu können – für mich ist es wertvoll, dies den Schüler:innen ebenfalls zu ermöglichen und sie dadurch auf ihre Zukunft vorzubereiten. In meinen Augen ist interkulturelle Kompetenz ein wesentlicher Life Skill. Wie Suzy Kassem sagt: “Understanding languages and other cultures builds bridges.”

 

im Mai 2023

Tag der offenen Tür

Am 28. April 2024 lädt das Internat Solling herzlich zum Tag der offenen Tür mit persönlichem Beratungstermin ein.

Hier finden Sie weitere Details und Informationen zur Anmeldung: