Naomi
Ich denke, es ist wichtig, sich selbst mögen zu lernen und sich nicht von Hochglanzidealen beeinflussen zu lassen.
Nach dem Erhalt des Stipendiums habe ich mir – gerade in den ersten Wochen – starken Leistungsdruck gemacht. Ich dachte, ich müsste nun ausschließlich beste Noten schreiben. Nach einiger Zeit wurde mir dann glücklicherweise klar, dass das in keinster Weise zutrifft. Deshalb habe ich mir vorgenommen, es etwas lockerer anzugehen und es fällt mir auch zunehmend leichter.
Es gibt dieses Vorurteil, dass Internatsessen nicht schmeckt – das kann ich nicht bestätigen. Ein gutes Frühstück ist schließlich eine gute Grundlage für einen klaren Kopf während des Unterrichts – und natürlich auch für die vielen Aktivitäten, die hier am LSH angeboten werden. Bei mir ist das vor allem der Sport.
Aktiv zu sein strengt mich nicht an – auch wenn nach einem langen Schultag noch Sport und Bandprobe anstehen. Schließlich war gerade dies ein ausschlaggebender Grund für das Internatsleben: Hier kann ich auf kurzen Wegen all das verbinden, was mich interessiert. Auch wenn ich einige Sportarten, die ich zu Hause regelmäßig betrieben habe, auf Eis legen musste, habe ich hier beispielsweise mit dem Fußballspielen begonnen – ein angenehmer Ausgleich neben dem Unterricht. Genauso mag ich es aber auch, mich beim Singen einfach mal nur auf mich und die Musik zu konzentrieren und andere mit meiner Stimme erreichen zu können.
Meine Gedanken schwirren oft von einem Thema zum anderen; ich überdenke eventuell bevorstehende Situationen und Probleme meistens in jeder Einzelheit. Allerdings kann ich deshalb auch rückblickend sagen, dass ich kaum einen Entschluss von mir bereue.
Die Entscheidung, auf das Internat Solling zu gehen, war zum Beispiel absolut richtig für mich. Schon innerhalb meines ersten Jahres merkte ich, dass ich selbstsicherer geworden bin, offener und auch authentischer ich denke, auch mir selbst gegenüber. Da man als Internatsgemeinschaft 24/7 miteinander zu tun hat, lohnt es sich schlichtweg nicht, irgendeine Facette des eigenen Charakters zu verstecken. Und auch wenn ich mich bemühe, mir ab und zu Zeit für mich alleine zu nehmen – ich genieße es, immer jemanden greifbar zu haben, der mit mir Sport treibt oder einfach „ein bisschen abhängt.“
im September 2018