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Ich kann mir ein Leben ohne Musik nicht vorstellen.

Selbst draußen in der Natur, wo ja auch viele verschiedene Geräusche wahrnehmbar sind, erlebe ich dies als eine besondere Art von Musik.

Das Singen ist für mich ein Ventil. Ich kann mich ganz in die Musik vertiefen und mich durch sie ausdrücken. Anders als im sprachlichen Bereich brauche ich mich hier auch nicht rechtfertigen oder zu erklären; ich lasse mich einfach in die Musik fallen und meine Gefühle können durch sie aus mir herausströmen. Meiner Meinung nach ist Musik nichts, das man halbherzig machen kann. Ich bin seit fünf Jahren in der LSH-Band und nehme seit dieser Zeit auch einmal die Woche Gesangsunterricht. Natürlich habe ich eine Weile mit dem Gedanken gespielt, Musik zu studieren. Doch gibt es viele Menschen, die ähnlich talentiert sind wie ich und sehr viele, die an dem Versuch, von ihrer Musik zu leben, gescheitert sind. Vermutlich wird mich die Musik mein Leben lang begleiten, aber wohl eher als leidenschaftlich gelebtes Hobby.

Auch im Schreiben kann ich mich verlieren. Ich tauche in die Wortwelt ein, in der ich sein kann, wer oder was ich will. Es ist einfach alles unbegrenzt möglich. Da ich sehr viel nachdenke, hilft mir das Schreiben auch, Dinge zu verarbeiten oder schlichtweg aus meinem Kopf herauszuschreiben. Sobald etwas niedergeschrieben ist, wirbelt es nicht mehr in meinem Kopf herum. Momentan fasziniert mich das Medium „Poetry Slam“ sehr. Diese Art sich auszudrücken ist für mich die perfekte Kombination aus Sprachkunst und Performance.

Bei allem Rückzug in die Musik und das Schreiben bin ich keine introvertierte, grüblerische Person! Wenn ich hier am Internat Solling etwas gelernt habe, dann bei Konflikten auf Menschen zuzugehen und diese mit ihnen beizulegen, anders geht das in unserem engen Miteinander gar nicht! Das Schreiben ist einfach mein Rückzugsort, den ich hier auch durchaus mal brauche. Da mein eigener Start hier am Internat Solling für mich als 10jährige nicht einfach war (ich hatte während der ersten drei Monate ganz schlimmes Heimweh) versuche ich, anderen in dieser Situation beizustehen. Was weniger an dem mir von meinem Vater attestierten „Helfersyndrom“, als vielmehr daran liegt, dass ich aus eigener Erfahrung weiß, wie sehr es sich lohnt, durchzuhalten und hier auch innerlich anzukommen. In Krefeld, wo ich bei meiner Großmutter lebe, da meine Mutter beruflich viel unterwegs ist, habe ich mittlerweile nach sieben Jahren in Holzminden nur noch wenige Freunde aus meiner früheren Schulzeit. Deshalb ist auch der sehr enge Kontakt zu meiner großen Familie für mich besonders wichtig.

Jedoch, meine wirklichen Freunde habe ich hier, am Internat! Natürlich ist es manchmal traurig, wenn jemand die Schule verlässt, doch dies gehört ja zum Leben und dank der Sozialen Medien kann man gut Kontakt halten. Ich bin meiner Oma sehr dankbar, dass sie entschieden hat, mich nicht als Einzelkind, sondern in dem Miteinander des LSHs groß werden zu lassen. Ich bin froh, denn ich habe hier wirklich eine zweite Familie gefunden.

Das Mädchen hinter ihr

Sie verschlang seine Worte wie ein hungriges Tier.
Sie hing an seinen Lippen, als könnte er sie retten.
aus der unendlichen Dunkelheit,
aus der unendlichen Tiefe,
wo seine Worte sie erreichten,
wie ein Seil, an dem sie sich festhalten wollte,
um nach den Wolken zu greifen.

Er entlockte ihr aus ihrem schweren Körper ein leichtes Lachen.

Sie hatte seinen stumpfen Blick nicht bemerkt,
als die Wörter über seine Lippen rollten.
Sie hatte nicht wahrgenommen,
wie er durch sie hindurchgesehen hatte,
als das Mädchen hinter ihr stand.

im Februar 2020