Tobias Conrad
Das Übernehmen von Verantwortung hat für mich einen sehr hohen Stellenwert. Man muss zu dem stehen, für das man sich entschieden hat.
In dem Moment, in dem feststand, dass wir Eltern werden, habe ich einen Plan ausgearbeitet: „Du musst im Studium Gas geben, die Masterarbeit abschließen, einen Job suchen, drei Menschen ernähren“. In diesem Moment hat sich alles geändert. Bis dahin war Vieles in meinem Leben eher zufällig zustande gekommen – so bin ich zum Beispiel nach der Banklehre nur wegen LSHlern, die auch dort lebten, zum Studium nach Hamburg gezogen. Mit Beginn der Vaterschaft habe ich mir konsequent einen Berufsweg aufgebaut und mich ohne Zuhilfenahme von Vitamin B hochgearbeitet. Ich habe alles selbst geschafft.
Auch wenn mein Beruf in der digitalen Medienbranche mir wichtig ist und Spaß macht, definiere ich mich nicht darüber. Ich bin Ehemann und Vater von mittlerweile drei Kindern, der seine Familie durch seine Tätigkeit ernährt.
Berufstätigkeit und Familienleben nehmen derzeit 98% meiner Zeit ein. In den verbliebenen 2% versuche ich, etwas für mich zu tun. So gehe ich zwei bis drei Mal die Woche in ein Fitnessstudio als Ausgleich zu meinem Schreibtischjob. Ich stehe morgens sehr früh (zwischen 5.00 und 5.30 Uhr) auf, um in Ruhe meinen Morgenlauf mit unserem Hund und ein Workout zu absolvieren und versuche im Anschluss, mich in einem Moment der Kontemplation zu sammeln bevor ich dem Tag gegenüber trete. In diese 2 % meiner Zeit quetsche ich auch die Pflege meiner Freunde. Mein bester Freund ist tatsächlich der Mensch, mit dem ich auf dem Internat Solling konsequent 6 Jahre zusammen verbracht habe. Wir sind uns einig, dass dies mit zu den besten Zeiten unserer Leben zählt! Mit ihm bin ich in gutem und regelmäßigem Kontakt. Darüber hinaus helfen natürlich die sozialen Medien dabei, ohne großen Zeitaufwand darüber auf dem Laufenden zu bleiben, wo Freunde und Bekannte gerade im Leben stehen.Da bin ich wirklich branchentreu – ich bin komplett digitalisiert, Notizbuch und Kalender gibt es bei mir nicht mehr. Auch das Haus, das wir gerade bauen, wird ein Smart Home. Ich finde die digitalen Verknüpfungen sparen unendlich viel Zeit.
Auch als leidenschaftlicher Hobbykoch nutze ich das Internet: Es ist doch einfach toll, wenn ich Dank youtube mitverfolgen kann, wie ein Koch in schlechter Übertragungsqualität aus Bombay heraus in gebrochenem Englisch erklärt, wie er sein Chicken Massalla bereitet – und das von mir bereitete dann tatsächlich gut schmeckt. Eine große Lebensmittelliebe von mir gebührt Spaghetti Bolognese. Es gibt für mich nach einem anstrengenden Tag kaum etwas Besseres als eine große Portion dieses wunderbaren Gerichts.
So, wie es meiner Familie und mir jetzt gerade geht, bin ich zufrieden. Wenn ich mir etwas wünschen könnte, so möchte ich mit meiner Frau den Lebensabend in Kroatien auf einer Terrasse mit Mittelmeerblick verbringen. Aber bis dahin ist es ja noch hin. Mir ist einfach wichtig, jeden Tag zu nehmen, wie er ist und das Beste daraus zu machen.
im September 2018
(LSH 1991 – 1996)