Besuch der 9ten Klassen im Museum MARTA in Herford

Architektur ist seit einigen Wochen das Thema des Kunstunterrichts in den Klassen 9.1 und 9.2. Nach einer ersten Annäherung an das Thema über historische Architekturepochen gilt es für die Schüler:innen, selbstständig architektonische Ideen zum Thema „Wohnen der Zukunft“ zu entwickeln und diese zeichnerisch und im gebauten Modell festzuhalten.
Was kann bei diesem Thema inspirierender sein, als wegweisende Architektur der Gegenwart nicht nur als Projektion auf der Tafel zu sehen, sondern sie in der Realität in allen Dimensionen wahrzunehmen? Dementsprechend machten sich die beiden 9ten Klassen gemeinsam mit Frau Dr. Diekmann, Frau Weil und Frau Holzmann am 24. Februar 2023 auf den Weg nach Herford, um dort mit dem Museum MARTA ein herausragendes Beispiel zeitgenössischer Architektur zu entdecken.
Der für den dortigen Entwurf verantwortliche kanadisch-amerikanische Architekt Frank O. Ghery gehört zu den bedeutendsten Vertretern des Dekonstruktivismus in der Architektur und ist bekannt für Bauten in herausfordernder Formensprache, die die Funktion des Gebäudes häufig zunächst nicht erkennen lässt. So auch in Herford, wo Ghery den vorhandenen Baukörper einer alten Textilfabrik hinter seiner neuartigen Konstruktion verschwinden lässt, gleichzeitig mit der Verwendung von Backstein an Traditionen Ostwestfalens anschließt und in der aus Metall gearbeiteten Dachkonstruktion das am Museum vorbeifließende Flüsschen Aa aufgreift und damit an eines seiner berühmtesten Gebäude, das Guggenheim-Museum in Bilbao anknüpft.
Diese äußeren Dimensionen des Gebäudes entdeckten die Schülerinnen und Schüler bei einer ausgiebigen Führung um das MARTA, die leider durch Kälte und Regen etwas beeinträchtigt wurde. Im Inneren beeindruckten die geschwungenen Formen der Ausstellungsräume, die bei einem Rundgang auch zeichnerisch nachempfunden wurden, sodass sich auch Gehrys kreative Arbeitsweise vermittelte. In eine durchaus kritische Auseinandersetzung traten die Jugendlichen mit der aktuellen Ausstellung von Cinthia Marcelle „Ungehorsame Werkzeuge“, die sowohl gesellschaftliche Organisationsformen reflektieren soll, gleichzeitig aber auch kreative Prozesse sichtbar macht. Insgesamt war es ein gelungener Besuch in Herford, der von besonderen architektonischen Eindrücken ebenso geprägt war wie von der kritischen Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst.

Text: Dr. Julia Diekmann