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21. Mai 2019
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Der Jiři Nečas-Kunst-Preis

22. Mai 2019

Dr. Jiři Nečas war zehn Jahre Kunstlehrer an unserer Schule, bevor er im letzten Jahr überraschend und viel zu früh starb. In seiner Zeit am Internat Solling begleitete er viele Schüler auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden. Vielen von ihnen war er viel mehr ein Freund und Ratgeber als ein Lehrer, auch über die Schulzeit hinaus. Kunst und kreatives Handeln waren für ihn häufig Ausgangspunkt, Anlass oder auch Vorwand, um ernste und humorvolle Gespräche zu führen – über das Leben und das Sein, über Zivilcourage und die Macht totalitärer Regime, über die Suche nach dem eigenen Glück.

Jetzt gibt es ihm zu Ehren einen Kunstpreis. Dieser stellt genau das in den Fokus, was Jiři Nečas wichtig war: die Förderung der Kreativität und die persönliche Entwicklung seiner Schüler, die er liebevoll „meine Kinder“ nannte. Den Preis gab es allerdings schon vorher. Sieben Jahre hatten Anna Weil und Jiři Nečas diesen gemeinsam ausgeschrieben. Er sollte Schüler fördern und ermutigen, auch in ihrer Freizeit zu zeichnen und zu malen, eigene Projekte und Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Thema und Technik sind seit jeher frei wählbar, vorgegeben war nur, dass die Arbeiten auf Papier und nicht im Unterricht entstanden sind.

„Mir war es wichtig, dem namenlosen Wettbewerb für Papierarbeitern endlich einen würdigen Namen zu geben“, sagt Anna Weil. Gemeinsam mit Ingrid Jordan, die sich nach dem Tod des Kollegen bereit erklärt hatte, die Tradition fortzuführen, ehrte sie am 22. Mai. die Sieger des diesjährigen Wettbewerbs.

Fünf der 14 Schüler, die an der Ausschreibung teilgenommen hatten, wurden ausgezeichnet: Den Nachwuchspreis erhielt Joao. Er orientiere sich noch an Vorlagen, habe aber seine Darstellung von Spiderman in einer besonders sorgfältigen und präzisen, perspektivischen Ausführung selbstständig grafisch verarbeitet, begründet Ingrid Jordan die Entscheidung der Jury. Den 3. Preis mit einem Preisgeld in Höhe von 50 Euro erreicht Paula mit einer Bleistiftzeichnung, die durch ihre Sensibilität und Sorgfalt in der Ausführung besticht. Die Schülerin hat das Porträt einer jungen Frau fast fotorealistisch dargestellt. Die Tiefe der Zeichnung gehe weit über handwerkliche Präzision hinaus, so die Jury. Den 2. Platz teilen sich Erik und Valeria. Valeria legte zwei Arbeiten in Mischtechnik vor. Die eine zeigt einen aufgeklappten Kopf, die andere ein herausgerissenes, schlagendes Herz. Beide Arbeiten sind in Tusche und Aquarell erstellt und besäßen besonders durch die Technik eine große Ausstrahlung. Eriks Arbeit zeigt einen rauchenden jungen Mann, der lustvoll den Rauch einer Zigarette mit zurückgebogenem Kopf ausstößt. Sie ist in tiefen schwarz-weiß-Kontrasten angelegt und grafisch sehr sorgfältig und ausdrucksstark gezeichnet. Das Besondere: Auf der Schulter des jungen Mannes sitzt ein blauer Schmetterling. Die beiden Zweitplatzierten können sich über 100 Euro freuen. Sieger des diesjährigen Wettbewerbs ist der Abiturient Karl. Seine großformatige Arbeit ist ein Selbstporträt mit Doktorhut. Auf der Stirn ist eine frisch vernähte Narbe zu sehen, der Mund öffnet sich zu einem Schrei, der überdimensionale Hals verschwindet im Grau des umgebenden Raumes. „In diesem Raum schwirren Begriffe wie Liebe, Arbeit, Verteilung, Flüchtlinge, Krieg, Geld, Klimawandel. Alles Begriffe, die Karl umtreiben und herausfordern“, weiß Ingrid Jordan, denn er hat sie auch in ihrem Unterricht immer wieder thematisiert.

Für das kommende Jahr wünschen sich beide Kunstlehrerinnen, dass der Wettbewerb weiter Zulauf findet. Jiři Nečas würde das freuen!

Details

Datum:
22. Mai 2019
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