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Ein Jahr in Uganda
20. September 2018
Seien wir ehrlich: Es gibt Abendsprachen, die interessieren unsere Schüler, und manche interessieren sie nicht. Und manche Abendsprachen gehen ihnen richtig zu Herzen. So geschehen, als Altschüler Sascha Pfeiffer am 20. September in der Hohen Halle von seinem Freiwilligendienst in Uganda berichtete. Ein Jahre zuvor hatte er an derselben Stelle gestanden und von Frau Volger das Abiturzeugnis erhalten. Beim jetzigen Besuch war er es, der dem Internat etwas mitgebracht hatte: seine Erzählungen aus der St. Anthony’s School for the Deaf.
Wir hatten bereits davon berichtet, dass unsere Schule ein Sponsoren-Sportfestzugunsten dieser Gehörlosenschule in Afrika veranstaltet hat. Damals sind sensationelle 13.500 € erschwommen und erlaufen worden, die zu einem Teil in die Renovierung des Speisesaals geflossen waren, zum anderen für den Anschluss ans Stromnetz verwendet werden sollen. Die Kinder der afrikanischen Schule hatten sich damals mit einem bewegenden Video für den Speisesaal bedankt, und schon beim Ansehen des kleinen Filmes waren die Zuschauer sehr bewegt von den Geschichten der Kinder und den Umständen oder besser Zuständen, in denen die jungen Gehörlosen dort leben.
Und dieses Mal ist der Berichterstatter mitten unter ihnen in der Hohen Halle; er zeigt Bilder der Schule, deren Dach aus Blech ist, unter dem man bei Regen sein eigenes Wort nicht versteht, deren Wände kahl und deren Toiletten kaputt sind, in deren Küche morgens, mittags und abends über einem großen Feuer Maisbrei gekocht wird, und deren einzige Wasserquelle eine alte Pumpe ist, die dreckiges Wasser ausspuckt. Er erzählt auch, dass er mal eine Nacht bei den Kindern im Schlafsaal verbracht hat: „Geschlafen habe ich überhaupt nicht.“ Denn in der Mitte des Raumes stehen Becken, die als Toilette dienen, weil es zu gefährlich wäre, den Raum nachts zu verlassen. „Fast die ganze Nacht hört man jemanden pinkeln und vor allem riecht es nicht so angenehm“, erinnert sich Sascha. „Es war das erste und letzte Mal, dass ich dort geschlafen habe.“
Als er schließlich sagt: „Nun ist es an der Zeit, dass ich euch auch ein wenig über die Schicksale der Kinder erzähle“, werden alle ganz still. Anhand von Fotos schildert er den Anwesenden die individuellen Schicksale und Nöte der Kinder, dass manche von ihnen beinahe getötet worden wären, weil sie als Verfluchte gelten, dass einige keine Eltern mehr haben und auch sonst niemanden, der sich um sie kümmert, dass andere, deren Eltern kein Geld haben, das Schulgeld in Bananen und Reis bezahlen. Er erzählt auch von Peter, dem kleinen Vierjährigen, den er besonders ins Herz geschlossen hat, und der sein Gehör durch eine Malaria-Behandlung verloren hat. Als dieser, von einem Motorrad angefahren, im Krankenhaus lag, entdeckte ihn der Direktor der St. Anthony’s School, nahm ihn mit und gab ihm so eine Chance auf Zukunft.
Denn hier dürfen diese Kinder, mit denen keiner spielen möchte, die isoliert und verloren sind, lernen, leben und lustig sein. Sascha sagt: „Sie haben keine Behinderung, sie können einfach nur nicht hören!“ In der Öffentlichkeit aber schämt man sich für sie; sie werden versteckt, wenn man sie nicht verlässt oder gar tötet.
Und da sie auch nach Beendigung der Schule keinen Platz in der Gesellschaft haben, ist das neueste und größte Projekt die Schaffung von Arbeitsplätzen im Schulumfeld, um den Gehörlosen zu ermöglichen, in der vertrauten Umgebung zu bleiben. Dafür sollen Maschinen zur Mehl-, Metall-, Holz- und Textilverarbeitung angeschafft werden, deren Produkte an die umliegende Gemeinde verkauft werden können und deren Ertrag an die Schule zurückfließt.
Nachdem er sich noch einmal für die Spendenaktion vom Sommer bedankt hatte, schloss Alexander mit den Worten: „In diesem Jahr habe ich wirklich Erfahrungen gemacht, welche mich mein Leben lang prägen werden. Man nimmt auf einmal das Leben in Europa ganz anders wahr. Und solche Erkenntnis würde ich euch allen sehr empfehlen.“ Daraufhin standen die Zuhörer auf und bedankten sich mit standing ovations für den Redner.