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16. Oktober 2018
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Igel im Internat

17. Oktober 2018

Am Freitag, den 14. September 2018, zimmerte Andreas Berthoud – viel aufwändiger als erwartet – ein Igelquartier für drei kleine Igelkinder, die ich regelmäßig abends an der Reithalle angetroffen hatte. Nach dem Unterricht halfen Amélie, Joanne, Marianne und Michele, den Kasten per Schubkarre hinter die Sporthalle zu befördern und einen geeigneten Standort zu suchen und herzurichten. Gekochte Eier, Dosenkatzenfutter und ein Igelmüsli aus dem Fachhandel wurden beschafft, um den Winzlingen eine Chance zu geben. Der extrem trockene Sommer hielt für sie weder Schnecken noch Regenwürmer bereit. Von dem reichhaltigen Angebot an Obst haben Igel nichts, da sie höchstens beinhaltete Würmer verdauen können. Leider fanden sich die Igel nicht wieder an.

Igelstory 2.0
Beim letzten Gassigang am 26.09.2018 raschelt es plötzlich neben dem Weg gen Bibliothek. Im Taschenlampenschein rollt sich eines der vermissten Igelkinder im Laub zusammen. Während ich noch meine Jacke ausziehe, um den Stachelball nach vergeblichen Versuchen, ihn mit bloßen Händen aufzunehmen, ins Haus zu tragen, macht mein Münsterländer Rasmus nicht so viel Federlesen und trägt ihn mir zu.
In der Kam zeigt die Küchenwaage 356g. Upps, 500-600g wären zur Überwinterung von Nöten! Also wird Mecki I im Umzugskarton mit etwas Laub, einem Mix aus Katzennassfutter und Igelmüsli und Wasser versorgt im Keller untergebracht. Am nächsten Abend ist er bereits gestärkt vom weggeputzten Futter auf der Flucht: der Karton ist leer. Der Leichtmatrose passt tatsächlich durch die kleinen Schlitze am Boden. Egal, dann nimmt er halt den ganzen Raum als Quartier! Am nächsten Abend wird Nummer zwei des Trios auf der Weide zwischen Fitnessraum und Reithalle entdeckt. Etwas stärker, aber mit knapp 390g auch noch zu leicht. Beim Wechsel der Futterschalen sind am Morgen darauf beide Igel verschwunden. Es scheint auch nur einer gefressen zu haben. Was ist, wenn sie nicht beide unter der Palette mit meinen alten Studiensachen liegen? Aaaah, neben der Tür ist eine kleine Lücke und der Spalt unter ihr könnte auch zum Sich-Durchquetschen gereicht haben. Nach dem Frühstück werden die beiden Nachbarkeller kontrolliert: Kein Igelkot – Glück gehabt! Und tatsächlich finden sich die Igel unter der Palette an. Ein alter Hängeschrank, der im Nachbarkeller sein Dasein fristet, wird kurz entschlossen zum Igelwohnzimmer umfunktioniert. Ab jetzt heißt es futtern, was das Zeug hält. Vielleicht schaffen sie es vor dem Wintereinbruch auf ein ausreichendes Gewicht. Derweil wird draußen schon einmal das Igelhaus mit Laub verblendet.

Back to Nature
Nach drei Wochen der Fütterung bringen die Igel am 17.10.2018 650g, 730g und 826g auf die Waage. Die außergewöhnlich warmen Tage des Oktobers gehören der Vergangenheit an und es wird Zeit, dass die Findelkinder wieder in den Park kommen. Für die nächsten Nächte sind sinkende Temperaturen vorhergesagt und die drei müssen noch ihr neues Igelhäuschen annehmen oder ihr altes Quartier aufsuchen, um in den Winterschlaf zu fallen.
Ein kurzer Blick in den gut verblendeten Holzkasten zeigt, dass noch kein anderer Igel Besitz ergriffen hat. So werden die mittlerweile properen Igeljungen gegen 09.30 Uhr einzeln vor den Eingang gesetzt und verschwinden selbständig im Dunkeln. Die beiden größeren Bomber müssen sich dabei ganz schön strecken, um schlank genug zu sein. Ein paar Minuten kraspelt es noch in der Box, dann ist Ruhe eingekehrt.
Schade ist, dass die für den Winterschlaf so wichtige Ungestörtheit eine Kontrolle der Anwesenheit verbietet und man nicht weiß, ob das Hilfsangebot angenommen wird. Die sich anschließende Reinigung des Kellers lässt mich über die Herkunft des Begriffs „Rumschweinigeln“ sinnieren und erleichtert den Abschied deutlich.


Text und Fotos: Angela Stelzer

Details

Datum:
17. Oktober 2018
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