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20. Januar 2019
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Lesung des Autors Reinhard Grossmann in der Abendsprache

20. Januar 2019 / 19:00 - 19:30

„Der Friedhof lag in einer dunklen Ecke der Altstadt.“ Mit diesem Satz beginnt die Episode „Der Grabstein“, und mit ihm hatte sich der Autor sofort die gespannte Aufmerksamkeit der jungen Zuhörer gesichert. Es geht darin um den Grabstein des 1932 verstorbenen Bürgermeisters Rexinger, der 1937 von einigen Jugendlichen ausgegraben und weggebracht wird, um ihn vor der Schändung durch die Nazis zu schützen. Beim Aufbruch am anderen Morgen brüllt der Anführer der Hitler-Jugend zum Schluss: „Wir werden das Andenken an diese Schande heute austilgen. Einen Felix Rexinger hat es nie gegeben. Heil Hitler!“

Die „Rexinger“-Geschichten stehen in Großmanns Band „Beerstein und andere Erzählungen vom Holocaust“. Die Titelgeschichte beginnt, autobiographisch grundiert, mit einer atmosphärisch sehr dichten Szene, in der zwei Brüdern von ihren Eltern im Jahr 1946 erzählt wird, dass sie einen jüdischen Großvater hatten. Das ist nicht nur für Beerstein, das war auch für Großmann der entscheidende Anstoß, um die Geschichte seiner jüdischen Verwandten aufzuklären. Und so hat der Autor, 1934 in Niederschlesien geboren, aus seiner Geschichte und aus der seiner Verwandten Literatur gemacht. Auch sein jüngstes Buch „Ich durfte nie den Hamlet spielen“ handelt von einem Schauspieler, der stattdessen sein Leben lang auf Shylock, eine antisemitisch getönte Figur Shakespeares, abonniert war. Großmann las zwei kurze Kapitel aus dem Buch, die einige Schüler vielleicht auch mit eigenen Theatererfahrungen verbinden konnten. Der Autor schloss seine Lesung mit zwei Kurzgeschichten aus dem Band „Erzählgeschichten“ (2018); es folgte ein lang anhaltender, sehr warmer Applaus.

Besonders schön war für die Mitglieder der AG-Literaturzeitschrift, dass der Autor am folgenden Abend einen seiner noch in Arbeit befindlichen Texte vorstellte und mit ihnen diskutierte. Ganz offen wurde über einige Figuren, den Schluss des Textes und dann auch über die Lesung gesprochen. Eine der Schülerinnen riet Herrn Großmann, etwas längere Pausen zwischen den Texten zu machen; dies könne ganz natürlich dadurch geschehen, dass kein Lesezeichen eingelegt, sondern die Geschichte neu aufgeschlagen werde. Er wollte sich das überlegen.

Text: Dr. Günter Thimm

Details

Datum:
20. Januar 2019
Zeit:
19:00 - 19:30
Veranstaltungskategorien:
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