Zum Tode von Gerd Göthel

30 Jahre lang, von 1978 bis 2008, war er der Patriarch in der Küche und sorgte zuverlässig für das leibliche Wohl zahlloser Schülerinnen und Schüler und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gerd Göthel war eine Institution am Landschulheim.

Dabei war er seinerzeit schon gleich wieder weg, kaum dass er gekommen war. Denn nachdem er aus einem Hotel in Neuhaus an die Schule gewechselt hatte, malte ihm der damalige Buchhalter die Zukunft des LSHs in düstersten Farben aus. Es befand sich tatsächlich damals in einer ernsthaften Krise, aber nachdem Gerd Göthel kurzfristig auf seinen alten Arbeitsplatz zurückgekehrt war, konnte man ihn zum Glück doch von einem dauerhaften Engagement überzeugen.

Hunderte unterschiedliche Geschmäcker zu bedienen kann eine sehr undankbare Aufgabe sein, und bei Internatskindern sind Beschwerden über das Essen unvermeidlich. Aber dass gutes Essen auf den Tisch kam, konnte niemand ernsthaft bestreiten. Besondere Höhepunkte waren stets die Feste, Elterntage und Altschülertreffen, an denen Gerd Göthel sein ganzes Können unter Beweis stellte. Neue Herausforderungen wie das in den 90er Jahren eingeführte Gänseessen machte er umgehend zu seiner Sache.

Sein rein weibliches Küchenteam hielt er mit klarer Linie zusammen, war der unumschränkte Chef, setzte sich aber auch stets für seine Mitarbeiterinnen ein. Ganz besonders lag ihm an den gemeinsamen Mahlzeiten, zu denen sich täglich die ganze Truppe zusammenfand. Wer sich als Schüler gut mit ihm stellte, konnte so manches Extra ergattern. Seine ganz besondere Sympathie galt dabei der Schulfeuerwehr. Einmal im Jahr brachten die Mitglieder ihm Wild, aus dem er dann für sie ein festliches Galaessen bereitete. Als Mitarbeiter bekam man bereitwillig Sonderwünsche für seine Kam oder seine Klasse erfüllt, wenn man sich an zwei Regeln hielt: freundlich fragen und früh genug Bescheid sagen.

Die Internatsgemeinschaft war ihm besonders wichtig, und er schwärmte oft davon, dass sie in seinen frühen Jahren enger gewesen sei. Aber auch noch in den 90er Jahren war er regelmäßig beim Lehrer/Handwerkerfussball zu sehen und hielt bei den traditionellen Matches der Mitarbeiter gegen die Schüler als technisch brillanter Libero die Abwehr zusammen.

Nachdem Gerd Göthel immer stolz darauf gewesen war, in seiner ganzen Landschulheimzeit nicht einmal krank gefeiert zu haben, musste er eines Morgens plötzlich ins Krankenhaus. Auch wenn er sich wieder erholte, kehrte er nicht mehr an seinen Arbeitsplatz zurück, und verpasste es so zu seinem Bedauern, zur Hundertjahrfeier im Jahre 2009 noch einmal ganz groß aufzulaufen.

In den folgenden Jahren schaute er noch öfter für einen Plausch vorbei, aber das wurde seltener, als sich sein Gesundheitszustand verschlechterte. Am 18. September 2023 ist er nun im Alter von 79 Jahren verstorben. Unser Mitgefühl gilt insbesondere seiner Frau Edeltraut, die viele Jahre gemeinsam mit ihm Internat tätig war, und ebenso seiner weiteren Familie. Das Landschulheim wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Wer ihn als Schüler oder Kollegen erlebt hat, wird ihn nicht vergessen.