Physikunterricht einmal anders

In jeder Veränderung steckt auch eine Chance, aber die will genutzt werden. So geschehen ist es in den letzten Wochen im Physikunterricht. Schon vor dem Home-Schooling hatten sich die Lehrer Franziska Youssef, Carsten Schneider und Dr. Frank Hubenthal um neue pädagogische Wege im Unterricht bemüht und dafür mehrere Fortbildungen unter Leitung von Frau Prof. Dr. Susanne Thun aus Bielefeld besucht. In diesen Fortbildungen ging es darum, zu einem Themengebiet möglichst viele Zugänge zu kreieren. Dadurch soll den Schülern ermöglicht werden, sich eigenständig und auf ihren Wegen einem Thema zu nähern, um sie auf diese Weise optimal in den Unterricht einzubinden.

Der zwangsweise Unterricht von zu Hause aus wurde sogleich genutzt, diese pädagogischen Konzepte auch in der Physik umzusetzen. Dabei wird den Schülern nicht vorgegeben, wie sie sich einem Themengebiet zu nähern haben, stattdessen werden ihnen nur Vorschläge gemacht. Dabei ist gewollt, dass die Annäherung an das Themengebiet nicht zwingend rein wissenschaftlich ist. Eines der großen Probleme des Physikunterrichts ist, dass er bei den Schülern zu einem der unbeliebtesten Fächer zählt. Daher stellt sich die Frage, wie man die Jugendlichen für das Fach motivieren kann. Hier setzt das neue Konzept an. Sprachlich begabte Schüler erhalten zum Beispiel die Möglichkeit einen Zeitungsartikel zum Thema zu schreiben, technikbegeisterte können ein Experiment durchführen, künstlerisch interessierte ein Bühnenstück aufführen, medienaffine ein Lehr- oder Lernvideo drehen usw. So kann sich jeder Schüler in dem Bereich der Physik nähern, der ihm am meisten liegt, wodurch mehr Freude am Unterricht aufkommt.

Diese Art des Unterrichts, die klassisch „Erstellung von Lerndörfern“ heißt, wurde in zwei 10ten und einer 11ten Klasse als Klausurersatzleistung in Physik durchgeführt. Das Thema in der Stufe 11 war Newton, Kräfte und die drei Newton´schen Axiome, in der 10ten Klasse ging es um Elektromotoren, Induktion und Werner von Siemens. Die Jugendlichen haben überwiegende mit Begeisterung gearbeitet und es sind tolle Projekte entstanden, darunter gut gemachte und technisch sehr anspruchsvolle Lernvideos, hervorragend durchgeführte Experimente, gut recherchierte Biographien oder klasse Zeitungsartikel.

Alle erarbeiteten Projekte wurden in einer Präsentationsstunde vor der Klasse präsentiert, was den Schülern viel Spaß gemacht hat, wie die Bilder zeigen. Das Fazit der Schüler und von mir ist, dass solche „Lerndörfer“ ein spannender und interessanter Ansatz sind, den Schülern die Themen der Physik näher zu bringen. Natürlich kommt man nach den Präsentationen nicht umhin, die Grundlagen im Unterricht aufzugreifen und zusammenzufassen, aber aufgrund des Vorwissens geht dies meist sehr zügig, sodass auch das Curriculum gut eingehalten wird.

Zum Schluss möchte ich ein aus meiner Sicht ausgesprochen gelungenes Beispiel für ein Lerndorf präsentieren. Es handelt sich dabei um einen Zeitungsartikel zum Thema Newton, welcher von Alison  aus der 11.1 entworfen wurde. Sieht man von leichten inhaltlichen Fehlern ab, könnte dieser Artikel mit seinem tollen Layout direkt in eine Zeitung übernommen werden. Ich hoffe, er gefällt Ihnen ebenso gut wie mir.

Text: Dr. Frank Hubenthal