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7. Dezember 2019
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Abendsprache: Verleihung des Menschenrechtspreises 2020

8. Dezember 2019

Jedes Jahr findet in Oslo das Freedom Forum statt – das sind drei Tage inspirierende Vorträge und Debatten zum Thema Freiheit rund um den Globus mit spannenden Rednern und einigen der mutigsten Aktivisten der Welt. Und jedes Jahr wird bei uns der Menschenrechtspreis verliehen, dessen Gewinner dann nach Oslo fahren dürfen. Stella und Patrick, unsere Menschenrechtspreis-Gewinner vom letzten Jahr, waren im Mai 2019 dabei und haben bereits von ihren Erlebnissen in der norwegischen Hauptstadt berichtet. In der Abendsprache vom Sonntag warteten alle gespannt darauf, dass sie die Gewinner von 2019 präsentierten.

Doch bevor sie dies taten, stellten sie erst einmal mit einem Menschenrechts-Quiz das Wissen aller anderen auf die Probe: Jede Kam wählte einen Vertreter aus, der die Fragen innerhalb von 20 Sekunden beantworten sollte. Da ging es um Nelson Mandela und die Friedensnobelpreisträgerin San Suu Kyi, um Rosa Parks und Carola Rackete und viele andere. Kandidaten (und Publikum) machten fleißig mit und lauschten aufmerksam auch den Kurzreferaten, die die erfragten Aktivisten nach jeder gegebenen Antwort noch einmal näher vorstellten. Nachdem es zunächst nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen der Kams von der Gracht, von Nerée und Schneider aussah, entschied schließlich die Kam Koch das Rennen für sich. Ausgelassen bejubelte man die Gewinner.

Danach ging es zum eigentlichen Teil der Veranstaltung: Wer darf im kommenden Frühjahr mit Frau Thimm nach Oslo fahren? Wer hat dieses Mal den besten Aufsatz in englischer Sprache geschrieben? Patrick und Stella machten es spannend und verkünden dann: Polly und Annemieke sind es. Polly hatte sich mit der Frage „Was ist gut? Was ist böse?“ auseinandergesetzt. Nachdem sie die Frage in ihrem Aufsatz aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet hatte, kam sie zu dem Schluss, dass die Antwort darauf immer von den Umständen abhänge, in denen etwas geschehe. So gebe es nicht einfach das „Böse“, sondern nur Menschen, die nicht genug über ihre Taten nachdächten. Annemieke stellte die Revolutionen in Tunesien und in Bahrain gegenüber. Die eine, in Tunesien, jagte einen brutalen Diktator erfolgreich aus dem Amt, die andere, in Bahrain, scheiterte. In Tunesien werden die Revolutionäre heute als Helden gefeiert, in Bahrain als Schwerverbrecher gefoltert und hingerichtet. Sie kam in ihrem Aufsatz zu dem Schluss, dass der moralische Wert einer Revolution in der Idee dahinter liege und nicht im erfolgreichen oder gescheiterten Ausgang.

Wir gratulieren beiden von Herzen und danken ihnen für ihre Ausführungen.

Hier die Beurteilung der Jury:

The sad truth ist hat most evil is done by people, who never make up their minds to be good or evil. Hannah Arendt

Polly setzte sich mit der Frage auseinander: Was ist „gut“ und was ist „böse“?
Sie stellte ebenso die Frage, wer das überhaupt entscheidet, und kommt zu dem Schluss, dass dies immer von den Umständen abhängt, in denen eine Entscheidung gefällt wird. So ist nach Polly klar, dass ein Soldat, der im Krieg einen Menschen erschießt, anders beurteilt werden muss als ein Mörder aus Habgier.
Polly beleuchtet die Frage von „gut“ und „böse“ dann aus vielen Blickwinkeln: dem des Christentums, nach Hannah Arendt, nach Thomas Hobbes, nach Jean Jaques Rousseau und nach der modernen Psychologie.
Letztlich schließt sich Polly der Philosophin Hannah Arendt an: Es gebe nicht das „Böse“, sondern nur Menschen, die nicht genug über die Folgen ihres Handelns nachdenken würden.

The successful revolutionary is a statesman, the unsuccessful is a criminal. Erich Fromm

Annemieke beginnt damit, die erfolgreiche Demokratisierung Tunesiens nach dem „Arabischen Frühling“ von 2011 zu beschreiben. Hier liegt das Beispiel einer erfolgreichen Revolution vor, die einen brutalen Diktator aus dem Amt gejagt hat.
Dann beschreibt sie den ebenfalls im Jahr 2011 gestarteten Versuch, im Golfstaat Bahrain – auch eine brutale Diktatur – , eine demokratische Revolution durchzuführen. Dieser Versuch ist gescheitert.
Weil Staaten im Allgemeinen Recht setzen, gilt nun, dass die ehemaligen Revolutionäre in Tunesien als Helden angesehen werden, in Bahrain diese aber zu Schwerverbrechern und Terroristen erklärt und gefoltert und hingerichtet wurden.
Annemieke zieht daraus den Schluss, dass es moralisch nicht darauf ankommt, wie eine Revolution ausgeht, ob sie erfolgreich ist oder nicht.
Entscheidend sei es, den Wert der Idee hinter einer Revolution zu erkennen.

So urteilte die Jury über die zwei neuen Gewinner unseres Menschenrechtspreises, die in der Abendsprache vorgestellt wurden. Annemieke und Polly werden also im Mai 2020 mit Frau Thimm nach Oslo zum Oslo-Freedom-Forum reisen, um dort mit vielen internationalen Menschenrechtlern und prominenten Aktivisten zusammenzutreffen. Wir gratulieren herzlich.

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Datum:
8. Dezember 2019
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