Exkursion der Klassen 11.2 und 11.4 nach Höxter zum Forum Jacob Pins

Am 3. Juli 2023 machten sich die Klassen 11.2 und 11.4 mit ihrer Kunstlehrerin Dr. Julia Diekmann auf den Weg nach Höxter. Ziele waren das Forum Jacob Pins und das Forum Anja Niedringhaus.
Das Forum Jacob Pins bietet drei Themenbereiche: Zunächst die Geschichte des aus dem 16. Jahrhundert stammenden und in seiner Bausubstanz bis ins 13. Jahrhundert zurückreichenden Adelshofs Heistermann von Zielberg, in dem das Forum untergebracht ist. Die am und im Gebäude und seiner reichen Ausstattung ablesbaren Zeitläufte sind eng mit der Historie des Klosters Corvey und der Stadt Höxter verknüpft, war doch der Adelshof im 16. Jahrhundert Sitz des Kanzlers von Corvey in der Stadt und im Dreißigjährigen Krieg zeitweise Zufluchtsort der Äbte des Klosters. Der heutige Name des Adelshofs geht auf den deutsch-jüdischen Künstler Jacob Pins zurück, der 1917 in Höxter geboren wurde und 1936 nach Palästina emigrieren konnte. Die Eltern des Künstlers wurden 1942 nach Riga deportiert und dort ermordet. Trotzdem vermachte der Künstler in einer großen Geste der Versöhnung der Stadt Höxter 2003 seinen künstlerischen Nachlass, der aus Jerusalem die Stadt an der Weser erreichte. Das Forum widmet sich der Erhaltung und Präsentation dieses Nachlasses. Bei unserem Besuch war neben markanten Bildern der Dauerausstellung die Sonderausstellung Jacob Pins: „ … und die Bäume blieben in Höxter“ zu sehen, sie schließt nicht nur an die Landesgartenschau an, sondern spiegelt auf eindrucksvolle Weise die lebenslange Verbundenheit des Künstlers mit seiner Geburtsstadt und der umgebenden Weserlandschaft. Der dritte Themenbereich des Forums ist die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in der Stadt Höxter, sie konnte in einem eigenen neu gestalteten Ausstellungsbereich erkundet werden.
Im Fokus unseres Besuchs stand jedoch die Kunst. Nach einer Einführung von Dr. Julia Diekmann, die neben der Lehrtätigkeit am Internat Solling, als Kuratorin auch für die Kunstausstellungen im Forum Jacob Pins verantwortlich ist, begaben sich die Schülerinnen und Schüler selbst auf Entdeckungstour durch das Museum. Sie spürten den vielfältigen künstlerischen Techniken in den ausgestellten Werken nach und suchten ihr persönliches Lieblingsbild in der Ausstellung. Dieses wurde dann beschrieben und gezeichnet und gemeinsam in der Runde besprochen.
Nach einer ausgiebigen gemeinsamen Mittagspause führte uns das Programm in das Forum Anja Niedringhaus, das neben dem Forum Jacob Pins ebenfalls im historischen Adelshof, dem sogenannten Tillyhaus, seit seiner Eröffnung am 30. April 2023 beheimatet ist. Hier erhielt die Gruppe eine Führung durch Christine Longère, der ersten Vorsitzenden des Trägervereins. Frau Longère hatte bereits im Oktober 2022 eine Abendsprache im Internat gehalten, die vielen Schüler:innen noch sehr gut in Erinnerung war. Sehr beeindruckt waren alle von der Lebensgeschichte der aus Höxter stammenden Fotografin, die unter dem Motto „Wenn ich es nicht fotografiere, wird es nicht bekannt…“ vor allem als Berichterstatterin aus den Krisengebieten dieser Welt berichtete. 2014 fand sie bei einem Anschlag auf den Militärkonvoi, mit dem sie die Wahlen in Afghanistan beobachtete, den Tod. Ein Polizist, der sich für eine amerikanische Militäraktion in seinem Dorf rächen wollte, eröffnete das Feuer auf das Fahrzeug, das gerade an einem Checkpoint angehalten hatte. In eindrucksvoller Weise schilderte Christine Longère diese Ereignisse und die nach wie vor anhaltende Verbundenheit zahlreicher internationaler Kolleg:innen mit Anja Niedringhaus. Ebenso beeindruckten die im Forum ausgestellten Fotografien, die zwar das durchaus schreckliche Antlitz des Krieges zeigen, in denn es Anja Niedringhaus jedoch stets gelang, die Menschen und ihre Geschichten in den Fokus zu rücken, seien es amerikanische Soldaten, spielende afghanische Kinder oder einheimische Ortskräfte. Der historische Rahmen des Forums – das Tillyhaus – bot Anlass, über die Kontinuität von Söldnertruppen vom Dreißigjährigen Krieg bis in unsere Zeit zu sprechen. Darüber hinaus entwickelten sich zahlreiche interessante Gespräche und ein Austausch mit Frau Longère über geplante spannende Ausstellungsprojekte.
Text: Dr. Julia Diekmann