Late Night Holzminden: Politischer Talk zum Kopftuchverbot in der Hohen Halle

In der Abendsprache am 15. Januar führte einer der Deutschkurse aus dem 12. Jahrgang eine Debatte zum Thema „Die Grenzen von Toleranz – Kopftuchverbot im öffentlichen Raum?“ vor der Schulgemeinschaft durch. Das gewählte Talkshow-Format bot die Möglichkeit, die Argumentation in einem ansprechenden Rahmen zu entfalten, um die Diskussion später für das Publikum zu öffnen. Moderiert wurde Late Night Holzminden von Charlotte Kleeschulte und Felipa Finckenstein; vier weitere Schülerinnen verkörperten Figuren aus Politik und Justiz, um Argumente des gesellschaftlichen Diskurses aufzugreifen.
Eine liberale Haltung vertraten Helene Diekmann alias Claudia Roth (Die Grünen) und Hannah Rittmeyer als Gabriele Britz (BVG). Für ihre extremen Ansichten setzten sich Antonia Berger als Sahra Wagenknecht (Die Linke) und Julia Hack als Beatrix von Storch (AfD) ein. Beide hielten das Verbot des Kopftuchs für unbedingt notwendig, da sie es als Symbol patriarchaler Unterdrückung einstuften. Roth und Britz hingegen beharrten auf der freien Entscheidung der Frau, so schlage es auch der Koran vor. Eine hitzige Debatte brach aus: Die extreme Linke und Rechte argumentierten gemeinsam, indem sie den massiven Druck hervorhoben, mit dem Frauen gezwungen würden, ein Kopftuch zu tragen. Im Iran kämpfe man für die Freiheit der Frau und riskiere sein Leben, während man in Deutschland ein Unterdrückungsinstrument zum Gegenstand freier Entscheidung erkläre. Dem hielt die andere Seite entgegen, dass ein religiöses Kleidungsstück durch missbräuchliche Handhabung zum Unterdrückungssymbol gemacht worden sei und hier Integrations- und Aufklärungsarbeit gefordert seien. Das Streitgespräch wurde mit der kritischen Anmerkung von Britz, es sei schon verwunderlich, dass man keine Muslima zu der Sendung eingeladen habe, für das Publikum geöffnet. Scharfsinnige Nachfragen verschiedener Lehrkräfte setzen Frau von Storch unter Druck, doch Julia Hack hielt bewundernswert stand und legte gleichzeitig die angreifbare Position der extremen Rechten offen.
Der Austausch war Anstoß für anknüpfende Unterhaltungen von Schüler:innen und Lehrkräften und rückte ein Thema in den Mittelpunkt, das auch im ‚echten‘ politischen und gesellschaftlichen Diskurs immer wieder kontrovers besprochen wird. Im Deutschunterricht war die Debatte Teil der Einheit „Aufklärung“ und verdeutlichte dort wie auch am Sonntagabend die Bedeutung des Streitgesprächs für eine Gesellschaft, die sich der ‚aufklärerischen Tradition‘ verpflichtet fühlt.
Herzlichen Dank an die insgesamt acht Schülerinnen des Deutschkurses, die diese Abendsprache gemeinsam vorbereitet haben. Dank gebührt außerdem dem Team der Licht- und Tontechnik für ihre Unterstützung.

Autorinnen: Deutschkurs 12 von Ellen Runte