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10. Juni 2020
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Zum 8. Mai 1945

11. Juni 2020

Unter der Überschrift „Tag der Befreiung oder Tag der Niederlage?“ luden die Geschichtslehrkräfte Lara Krause und Sören Brinkmann am 11. und 14. Juni in die Hohe Halle. Dieses Mal ging es weniger um den Krieg und geschichtliche Zahlen und Fakten. Es stand die Frage im Raum, wie dieses Datum in den letzten Jahrzehnten bewertet wurde und darauf aufbauend, ob dieser Tag in Deutschland ein Feiertag werden sollte – so wie er es einmalig in diesem Jahr in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern war, weil sich die Ereignisse zum 75. Mal jährten. Kurz referierten die Vortragenden die wichtigsten Informationen: Die deutsche Kriegsniederlage zeichnete sich seit 1943 ab. 1944 kam dann die tatsächliche Wende durch die Landung der Alliierten an der Westfront. Am 27. Januar wurde Auschwitz befreit. Am 30. April 1945 beging Hitler Selbstmord. Und am 7./8. Mai unterzeichnete Generaloberst Jodl die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht.

Somit markiert der 8. Mai 1945 das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa und die Befreiung vom Nationalsozialismus. Doch es gab von Beginn an kontroverse Diskussionen darüber, wie dieser Tag im Nachkriegsdeutschland gesehen werden sollte. In den ersten Jahren sprach der spätere Bundespräsident Theodor Heuss von einer „fragwürdigen Paradoxie“, weil wir erlöst und vernichtet in einem gewesen seien. Tatsächlich seien die ersten Jahre vor allem mit der eigenen Niederlage und den negativen Folgen assoziiert gewesen: Zusammenbruch, Vertreibung, Besatzung, deutsche Teilung und Verlust von Heimat. Erst in den 70er Jahren unter Bundespräsident Gustav Heinemann und Kanzler Willy Brandt rückte die „Chance zum Neubeginn“, zur Schaffung rechtsstaatlicher und demokratischer Verhältnisse in den Fokus. Die Rede Richard von Weizsäckers im Jahr 1985 markierte einen Wendepunkt in der Erinnerungskultur, weil dieser erstmalig von einer Befreiung der gesamten Gesellschaft sprach: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ Und weiter: „Wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für die Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte.“ Frank Walter Steinmeier hielt die Rede zum 8. Mai 2020 und wiederholte: „Ja, der 8. Mai 1945 war ein Tag der Befreiung.“ Aber er fuhr fort: „… er war es noch lange nicht in den Köpfen und Herzen der Menschen.“ Damit traf er die Problematik dieses Themas seit 1945. Er betonte weiter die Verantwortung gegenüber der Geschichte und der Befreiung von der Versuchung eines neuen Nationalismus und alldem, was damit einherginge.

Zum Ende ihres Vortrags zitieren die beiden Geschichtslehrer verschiedene Persönlichkeiten der Zeitgeschichte und formulierten abschließend, dass die Frage nach dem Erinnern an den 8. Mai keine Frage nach dem Erinnern an ein singuläres Datum sei, sondern ein Erinnern an den 30. Januar 1933, den 15. September 1935, den 9. November 1938, den 1. September 1939, an den 20. Januar 1941 – an zwölf Jahre Nationalsozialismus. Sie endeten mit einem Zitat Steinmeiers: „Der 8. Mai war nicht das Ende der Befreiung – Freiheit und Demokratie sind vielmehr bleibender Auftrag, unser Auftrag.“

Details

Datum:
11. Juni 2020
Veranstaltungskategorien:
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