Klaas Windmöller (LSH 2015 – 2024)

Mir geht meine persönliche Freiheit über alles. Was nicht heißen soll, dass ich niemanden brauche. Das Gegenteil ist der Fall: Es tut mir sehr gut, mir vertraute Menschen um mich zu haben. Nur sollen sie mich bitte nicht einengen. Diesen Freiheitsdrang habe ich schon von klein auf, selbst als kleiner Bengel hat es mich bereits genervt, wenn es eine feste Abendbrotzeit gab, an die ich mich zu halten hatte.

Umso mehr genieße ich es jetzt im Studium, alleine zu leben. Nach neun Jahren im Internat möchte ich mich endlich einmal vollends so einrichten, wie es mir gefällt und mich auch in meinen Tagesstrukturen rein nach mir und meinen eigenen Plänen richten. Im Wohnen mag ich es funktionell und eher minimalistisch. Die Dinge um mich sollen auch wirklich eine Bedeutung oder einen Zweck haben. Hinsichtlich meiner Abneigung gegen Fremdbestimmung erscheint es mir folgerichtig, mich später selbstständig zu machen. Auch wenn dies heißt, selbst & ständig zu arbeiten, so habe ich es dann schlussendlich selber in der Hand und kann mir meine Zeiten frei einteilen. Mein derzeitiger Plan sieht vor, zukünftig in der Finanzbranche zu arbeiten. Ich habe mich bereits in relativ jungen Jahren für Aktien interessiert und finde es extrem spannend, wie im Prinzip aus einem eigentlichen Nichts Geld entsteht.

Trotz der vorgegebenen Strukturen hat sich das Internat Solling vom ersten Tage an (ich war in der 4. Klasse zum Probewohnen hier) für mich angefühlt wie eine Klassenfahrt. Dazu muss erwähnt sein, dass ich einfach gerne woanders bin (sehr zum Leidwesen meiner Mutter!) und einen gewissen Trubel um mich mag. Wie es manchmal am Ende einer sehr langen Reise so ist – gegen Ende war ich dann doch etwas reiseleitungsmüde und blicke nun dankbar auf die schöne Zeit zurück, die ich erleben durfte – und bin voller Vorfreude auf Neues. Um sicherzustellen, dass es mir in meinem Studienort Rosenheim nicht zu ruhig wird, habe ich schon vor Beginn meines Studiums mindestens zwei Auslandssemester eingeplant. Eines werde ich ganz sicher im schönen Barcelona verleben, um mein Spanisch lebendig zu halten (ich habe ein Auslandsjahr auf Costa Rica verbracht) und eines, eventuell auch zwei in den USA. Als sehr neugieriger und weltoffener Mensch brauche ich es, regelmäßig in mir fremde Kultur und Natur einzutauchen, das lädt meine Akkus auf!

Da kein Mensch der Welt immerzu die Welt bereisen kann, nutze ich Sport, um im Alltag meine Akkus sowohl zu ent- als auch aufzuladen. Als sehr kompetitive Person steige ich freudestrahlend in Wettbewerbssituationen ein! Meine Liebe zum Sport war ein zusätzliches Argument für den Standort Rosenheim. Die Region ist ideal für Mountainbiking, ich kann hier meiner Leidenschaft für das Skifahren auf kurzen Wegen ausleben und das Wetter ist tendenziell besser als im Norden Deutschlands.

Beginne ich etwas, so erwarte ich auch von mir, dass ich mein Bestes gebe. Dementsprechend kommen sehr bewegte und spannende Zeiten auf mich zu! Da ich sehr im Hier und Jetzt lebe, wird es mir wahrscheinlich schwerfallen, alte Kontakte aktiv zu pflegen. Seid aber versichert: Ich trage Euch im Herzen, habt Dank für die tolle Zeit mit Euch, Ihr LSHler!


Im Dezember 2024

Benedikt ( LSH seit 2022)

Es hätte mir vor vier-fünf Jahren niemand erzählen können, dass ich zukünftig in vielfacher Hinsicht in die Fußstapfen meines Vaters treten werde! Zum Beispiel wollte ich gar überhaupt ganz sicher nicht auf das Internat Solling gehen. Mir gefiel es, bei meiner Familie zu leben und durch meinen Sport gut in die Dorfgemeinschaft eingegliedert zu sein. Doch war es meinem Vater ein wichtiges Anliegen, dass auch ich LSHler werde (er selber ist es). Und so haben wir uns auf die Abmachung verständigt, dass ich es ab der Oberstufe zumindest am Internat versuche. Gemacht, getan – geblieben!

Spätestens während des ersten Altschülertreffens, an dem ich gemeinsam mit meinem Vater teilgenommen habe, hat mich das starke, generationsübergreifende Gemeinschaftsgefühl unter uns LSHlern begeistert! Auch muss ich rückblickend sagen, dass sich meine schulischen Leistungen am LSH deutlich verbessert  haben. Ich bin auch viel selbstständiger und fokussierter, als zuvor. Ich würde mich als eher besonnenen, rationalen Menschen beschreiben. Es sei denn, ich befinde mich auf dem Fußballfeld: Dort werde ich sehr emotional und genieße es (mitunter lautstark), gemeinsam mit Freunden als Mannschaft einen Sieg anzustreben.

„Gewinnen“ wird wahrscheinlich auch in meinem weiteren Leben zumindest beruflich eine Rolle spielen. Ich plane, direkt im Anschluss an mein Abitur im Sommer 2025 ein Jura-Studium anzufangen. Vorzugsweise in München, da die dortige Universität einen sehr guten Ruf genießt.

Ob ich dann zukünftig in einer großen Sozietät, oder wie mein Vater in einer eigenen Kanzlei arbeiten werde, zeigt sich dann im Laufe der Zeit. Fest steht bislang für mich nur, dass ich später wieder in einer ländlichen Region leben und eine Familie gründen möchte. Das rurale Leben liegt mir persönlich sehr, insbesondere da ich dieses als Kind selber sehr genossen habe. Das unmittelbare Erleben von Natur ist für mich entspannend, ein Aspekt, den ich auch an der Jagd mag. Darüber hinaus fühlt es sich auch einfach gut an, selber für das Essen auf dem Tisch gesorgt zu haben.

Auch in dem Aspekt, sich für die (Schul-)Gemeinschaft einzusetzen, trete ich gerne in die Fußstapfen meines Vaters. Wie auch er früher bin ich begeisterter Disco-Chef und habe mich ein Jahr lang im PV engagiert. Insbesondere Letzteres ist sehr zeitaufwändig, meines Erachtens aber jede investierte Minute wert! Es hat mir große Freude bereitet, mich gemeinsam mit vier Freunden für die Schülerschaft stark zu machen und diese zu stärken. Apropos stärken – die Dankbarkeit, die ich gegenüber meinen Eltern verspüre, ist deutlich gewachsen, seit ich auf dem LSH bin. Nicht allein dafür, dass sie mir ermöglichen, Schüler des Internat Solling zu sein und die Gewissheit des bedingungslosen Rückhalts durch sie. Auch das Erfahren anderer familiärer Hintergründe, die mir verdeutlichen, dass es leider nicht mehr „normal“ ist, wie ich eine Familie zu haben, in der die Eltern noch zusammenleben und glücklich miteinander sind, hat mir gewahr werden lassen, wie gut meine Brüder und ich es haben.

Somit schaue ich sehr glücklich auf meine Schulzeit am Internat Solling und bin durch und durch LSHler geworden! In dem Wissen, hier viel erreicht zu haben und dass die hier entstandenen Bindungen mein Leben lang halten werden, beginne ich allmählich, über meinen Abitur-Lehrstoff hinaus neugierig-zuversichtlich in Richtung „nächster Lebensabschnitt“ zu blicken.

Im Januar 2025

Jan Wülfers (LSH 2021 – 2024)

„Invierte tu enegría en lo que valga la pena y en lo que te apasione“ – Danns Vega.

Investieren Sie Ihre Energie in das, was sich lohnt und wofür Sie eine Leidenschaft haben.

Die Liebe zum Fußball hat mich im zarten Alter von drei, vier Jahren ereilt und seitdem nie wieder losgelassen. Von meinem ersten aktiven Spiel an spiele ich auf dem Mittelfeld. Diese strategisch so wichtige Position lässt sich auch auf meinen Berufswunsch übertragen – die Aufgaben des Mittelfeldspielers bestehen darin, gegnerische Angriffe über die Seite abzuwehren und Angriffe im gegnerischen Strafraum aufzubauen. Darüber hinaus muss er aber auch das Spiel gut lesen können sowie Spielzüge kennen und umsetzen. Ich studiere seit September 2024 Sportmanagement in Madrid. An meinen guten Ergebnissen zeigt sich, dass man etwas finden sollte, für das man brennt – dann klappt es auch mit den Noten!

Es freut mich, nach drei erlebnisintensiven, perfekten Jahren am Internat Solling wieder vollends in das muttersprachliche Spanisch einzutauchen und – offen gestanden – auch, wieder mehr Sonne und Wärme zu erleben. Bei aller Dankbarkeit gegenüber dem Internat und meiner riesengroßen Wertschätzung meines in Holzminden gewachsenen Freundeskreises – das Klima in Deutschland war für mich, der größtenteils in El Salvador, wo eigentlich immer Sommer ist, groß geworden ist und dann drei Jahre lang je maximal drei Monate Winter in Argentinien gewohnt war, echt hart zu ertragen. Als gebürtiger Latino brauche ich Licht und Sonne! Nichtsdestotrotz möchte ich die vergangenen drei Jahre um nichts auf der Welt missen.

Die Corona-bedingte Isolation war für mich als sehr sozialen Menschen schwer zu ertragen und ich muss zugeben, dass ich das Homeschooling wirklich habe schleifen lassen. Als es demzufolge hieß, dass ich entweder die Schule ohne Abitur verlassen oder eben das Schuljahr wiederholen müsse, schlug mein Vater (der selber Altschüler ist) vor, dass ich es für ein Jahr auf dem LSH versuchen möge. Da mein Deutsch nicht allzu gut war, war der Mehrwert offensichtlich, und so kam ich nach Holzminden. Lustiger Weise waren damals noch zwei Lehrerinnen aktiv, die meinen Vater noch als Schüler erlebt hatten, und so kam ich auch in den Genuss, alte Geschichten über ihn zu hören! Binnen kurzer Zeit war klar, dass ich mich sehr wohlfühle, den Zusammenhalt in der LSH-Gemeinschaft sehr schätze und bis zum Abitur auf dem Internat bleibe.

Hier in Madrid habe ich bereits im Vorfeld eine Kirchengemeinde gefunden, die mir zusagt und von der ich mir denselben Halt verspreche, wie ich ihn insbesondere in Argentinien in unserer sehr jungen Kirchengemeinde gefunden hatte. Dort ist der Glaube sehr viel stärker im Fokus und wird meiner Meinung nach dementsprechend auch selbstverständlicher gelebt. Hier in Deutschland fand ich mich in der Kirche inmitten alter Menschen wieder und bin – bis auf wenige Ausnahmen – nicht wirklich ins Gespräch mit anderen Gläubigen gekommen. Da ich die Erfahrung gemacht habe, dass mein Glaube mir einen starken Halt gibt, freue ich mich auch diesbezüglich darauf, wieder mehr Wärme zu erfahren.

Dass die am LSH entstandenen Bindungen mein Leben lang halten werden, das glaube ich nicht nur, das weiß ich. Das deutsche Wetter, das fehlt mir so gar nicht. Meine Freunde und das Zusammenleben mit ihnen dafür aber umso mehr! An dieser Stelle möchte ich ganz besonders Herrn Dr. Sztulik-Kniesl danken, der mich häufig als Gast zu Kamfahrten mitgenommen und dadurch gezeigt hat, wie sehr viel intensiver das Lernen und Erleben von Kultur gemeinsam mit Freunden ist.

Im Dezember 2024

Onno Wülfers (LSH 1981 – 1987)

In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Zum einen bin ich sehr diszipliniert und verlange mir viel ab, zugleich bin ich aber auch sehr naturverbunden und genieße den Anblick jedes einzelnen Sonnenaufganges; meine Arbeitstage sind meist ca.12 Stunden lang und doch lege ich keinen allzu großen Wert auf Materielles. Diese „Onno-Spezial-Mischung“ ist sicherlich meinen charakterlich sehr unterschiedlichen Eltern geschuldet. Mein großes soziales Engagement hingegen und meine unbändige Neugierde – das sind Feuer, die meine Zeit am LSH, insbesondere Herr Ehm, entfacht hat.

Der es anfänglich nicht leicht mit mir hatte. Die Einschulung am LSH war i-Tüpfelchen auf einen zwei Jahre andauernden Kulturschock. Meine Kindheit habe ich in einem großen Haus und mit Großfamilien in der Nachbarschaft, bei denen ich immer zum Spielen willkommen war, auf Gran Canaria verbracht. Nach der Trennung meiner Eltern zog ich im Alter von 12 Jahren mit meiner Mutter in das kalte Deutschland. Dort fand ich mich mit ihr in einer Mietwohnung wieder, deren „Größe“ ungefähr der meines vorherigen Spielzimmers entsprach. Zudem war mein Deutsch mittelmäßig, obwohl es unsere Familiensprache war und ich die deutsche Schule besucht hatte. Nachdem ich zwei Sommerferien zwecks Verbesserung meines englischen Vokabulars in einem englischen Internat verbracht und es dort gemocht hatte, überlegte sich mein Vater gemeinsam mit meinem Patenonkel und Altschüler Onno Flick, dass das LSH räumlich fair zwischen beiden Elternteilen liegen (mein Vater lebte in Norddeutschland, meine Mutter in Bayern) und mir persönlich bestimmt guttun würde – zumal schon damals Iberos ein wichtiger Bestandteil der LSH-Schulgemeinschaft waren und ich auch Spanisch als Leistungskurs wählen konnte. Rückblickend hat mir meine Zeit in Holzminden nicht nur gutgetan, sondern vielmehr auch den Weg zu meinem großen Glück, seit mittlerweile 18 Jahren in El Salvador zu leben, geebnet!

First things first: Herr Ehm war mir persönlich eine sehr große Stütze. Wir hatten von Anfang an einen sehr guten Draht zueinander. Er hat mir und meiner schwer zu kanalisierenden Energie zunächst den Rücken frei- und vor dem damaligen Schulleiter Brückner immer zu mir gehalten. Nachdem ich ungefähr 2000 Mal im Strafwerk den Parkplatz gesäubert hatte, hatten wir Zwei herausgearbeitet, dass Sport für mich ein guter Weg ist, Energie abzubauen und den Kopf freizukriegen. So hatte ich recht bald die Schlüsselgewalt über den Schlüssel zur Sporthalle und lernte, mein Feuer für die Gemeinschaft einzusetzen. Demzufolge leitete ich die Tee-Stube, war Schülersprecher und im PV. Um Brü zu zitieren: “Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“.

Dies zieht sich auch hier in El Salvador durch mein Leben. Ich engagiere mich sowohl beruflich, als auch privat sozial. El Salvador? Ja. Ich folgte dem Ruf meines damaligen Zimmerkameraden und Freundes Juan Josè Borja und seiner Frau Anna (geborene Voelpel, auch sie ist LSHlerin), bei und mit ihnen zu arbeiten. Nachdem wir nicht nur gleichzeitig am Internat Solling waren, sondern auch gemeinsam an der Wharton School of the University of Pennsylvania Wirtschaft studiert haben, sind wir Drei ein sehr gutes, eingespieltes Team. Zum Glück gelingt es uns sehr gut, Business und Freundschaft voneinander zu trennen. Ein weiterer von unseren vielen gemeinsamen Nennern ist das soziale Engagement. So kommt es, dass ich nicht ausschließlich als Geschäftsführer für die Medien-Gruppe “Diario El Mundo“ sondern auch für die J.Borja Stiftung tätig bin, die sich für die Ausbildung junger Menschen starkmacht. Darüber hinaus engagiere ich mich auch als Privatperson seit Jahren bei zwei weiteren großen Stiftungen. Da das Lebens – und somit auch das Bildungsniveau und das Umweltbewusstsein sich hier deutlich von dem in Deutschland unterscheidet, kann man zu meiner Freude auch wirklich noch viel bewirken.

Apropos Unterschiede – selbstverständlich bin ich immer wieder gerne in Deutschland, um Familie und Freunde wiederzusehen. Ich fahre aber auch jedes Mal gerne wieder. Die deutsche Tristesse und das Jammern auf hohem Niveau, das in Deutschland meiner Meinung nach mittlerweile leider an der Tagesordnung ist… All dies lässt mich mein Leben in El Salvador noch mehr genießen und wertschätzen. Die Freundlichkeit der Menschen ist hier ungleich groß. Mag gut sein, dass dies der Beweis dafür ist, dass an dem Sprichwort „Geld allein macht nicht glücklich“ sehr viel Wahres dran ist!

Mein Glück ist die Natur. Zu meiner großen Freude teilen meine beiden großartigen Kinder Olivia und Jan sowohl diese Liebe, als auch die zum Sport und so treffen wir Drei, die wir in drei unterschiedlichen Ländern leben, uns so oft wie möglich bei meiner Mutter in Garmisch. Dort können wir einander und gemeinsam sportliche Aktivitäten, besonders gerne das Skifahren, genießen! Zuhause in El Salvador kann ich jeden Morgen während des Aufwachens den Sonnenaufgang betrachten und verbringe meine Wochenenden sehr gerne auf meiner kleinen Kaffeeplantage, wo ich neben Kaffee auch Gemüse und verschiedene Früchte anbaue. Hier erde ich mich im wahrsten Sinne der Worte. Mittlerweile kann ich sogar schon kleine Mengen Kaffees und Marmelade verkaufen! Der wichtigste Alltagsausgleich – und auch dies wurzelt in meiner Zeit am LSH – ist nach wie vor der Sport. Da ich häufig bis spät in den Abend arbeite, beginne ich jeden Tag früh auf dem fußläufig gelegenen Golfplatz oder ziehe meine Schwimmbahnen. Während des Sports kann ich auch sehr gut Probleme auf – und verarbeiten. So ganz und gar abschalten, das ist einfach nicht meins, obgleich ich seit einiger Zeit versuche, weicher mit mir und meinem Umfeld umzugehen und umsetzen, wozu Autor und Visionär Raj Sisodia, den ich im vergangenen Jahr live erleben durfte, während eines Vortrages geraten hat: Man sollte mindestens 5-mal gelobt haben, bevor man 1 -mal kritisiert! Teil des Lernprozesses ist, mir und somit automatisch auch von meinem Umfeld weniger abzufordern. Gar nicht mal so leicht zu lernen für mich als Sohn eines extrem disziplinierten, anspruchsvollen Vaters, der selbst noch auf der Onkologie die Chefvisite bis zuletzt akkurat in Hemd und Sakko empfangen hat. Aber zum Glück sind wir ja nie zu alt zum Weiterentwickeln unserer Persönlichkeit! Um Raj Sisodia zu zitieren: „Wir wollen Herz, Heilung, Mut, Seele und Erwachen in Wirtschaft und Führung bringen, damit wir eine bessere Welt für alle erschaffen können.“ Meines Erachtens steckt da viel des gelebten „Hand, Herz, Kopf“ drin, das ich als LSHler verinnerlicht habe. Ganz so, wie ich so Vieles, das mir guttut, auf das LSH zurückführe.

Im Januar 2025

Gustav Bosse (LSH 2021 – 2024)

Auch wenn ich durchaus ein spontaner Mensch bin und bunt durchmischte Tage genieße, so mag ich es schon auch sehr gerne logisch und strukturiert. Was einem im Internatsalltag grundsätzlich entgegenkommt, denn so behält man in all dem Gemenschel und Erleben seinen persönlichen roten Faden besser im Auge. Das soll wahrlich nicht heißen, dass mein Zimmer am Internat sich durch Übersicht oder gar Ordnung ausgezeichnet hätte! Da ich sehr gut darin bin, inmitten anderer Menschen bei mir zu bleiben und auch wirklich abschalten zu können, brauche ich wenig bis gar keine Zeit für mich alleine.

Letzteres war insbesondere in meinem Jahr auf dem irischen Internat „King`s Hospital“ hilfreich, da wir dort zu fünft auf einem Zimmer waren. Da ich Corona-bedingt in meiner Zeit am King`s Hospital nur einmal nach Hause konnte und darüber hinaus das Essen dort lediglich in „schlecht“ oder „weniger schlecht“ zu unterteilen war, ist es durchaus ein kleines Wunder, dass ich im Anschluss an meine Zeit in Irland wieder auf ein Internat gegangen bin. Da meine Eltern jedoch felsenfest davon überzeugt waren, dass das LSH für mich der richtige Ort wäre, habe ich dem Internatsleben mithilfe der Abmachung, dass ich nach Hause dürfte, wenn es mir so gar nicht zusagt, eine zweite Chance gegeben. Ich bin sehr froh darüber! Es war die richtige Entscheidung, meiner Urgroßmutter, meinem Großvater, meiner Großtante und ihren zwei Söhnen auf das Internat Solling gefolgt zu sein (die teils Schüler: innen, teils Lehrkräfte bei uns am Internat waren). Nun, nach meinem Abitur, ist mein jüngerer Bruder „der Bosse“ am Internat und auch mindestens eine meiner beiden kleinen Schwestern liebäugelt mit dem Interims-Wohnsitz Holzminden.

Meine Internatserfahrung hilft mir derzeit, während ich meinen Freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr verrichte. Vorgegebene Strukturen sind mir nichts Neues und – wie bereits erwähnt – ist mir wahrlich nicht fremd, ein Zimmer zu teilen. Der Wehrdienst ist mir zum einen wichtig, da mein Vater und meine Onkel alle sehr coole Geschichten von Freundschaft und Kameradschaft aus ihren Wehrdiensten erzählt haben. Mein Vater ist bis heute mit Kameraden aus seiner Bundeswehrzeit befreundet! Zum anderen ist es ja ein trauriger Fakt, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Krieg zu erleben, schon sehr lange nicht mehr so groß war wie jetzt. Somit fühle ich mich dazu verpflichtet, meinen Teil dazu beizutragen, dass Deutschland eine funktionierende Armee hat, die uns alle im – hoffentlich nie eintreffenden! – Ernstfall verteidigen kann. Da die Lebensphase „Studium“ ja sehr kopflastig zu werden verspricht, empfinde ich es auch als spannend, zuvor bei der Bundeswehr meine physischen Grenzen auszutesten.

Welcher Studiengang es wird, und ob überhaupt ein Studium, steht noch nicht 100%ig fest. Da mir logisches Denken sehr liegt und ich auch ein eher strategisch handelnder Mensch bin, habe ich eine ganze Weile zu Jura tendiert. Wobei die Tatsache, dass ich wirklich schlecht im Verlieren bin, sich in diesem Berufsfeld als schwierig erweisen dürfte… Aber zum Glück ist ein Gerichtssaal ja kein Spielbrett und ich muss mich auch nicht adhoc für einen Studiengang entscheiden! Nun freue ich mich erst einmal darauf, mich selber besser kennenzulernen und herauszufinden, worin ich wirklich gut bin. Schulnoten sagen ja nicht wirklich etwas über individuelle Talente und Stärken aus. Gestärkt hat das Internat Solling auf jeden Fall meine Anpassungsfähigkeit und meine sozialen Kompetenzen. Nun ist es an mir, das Beste aus all dem Guten zu machen! Eines steht für mich felsenfest: Die Freundschaften, die am LSH entstanden und gewachsen sind, die werden für immer ein guter Bestandteil meines Lebens sein!

im Januar 2025

Der @PV Eurer Träume!

 

So heißen wir zumindest auf Instagram. Dort haben wir einen virtuellen Raum erschaffen, den ausschließlich aktuelle Schüler:innen des Internates betreten dürfen – entschuldigt, liebe Altschüler:innen und Lehrer:innen. Aber es ist die aktuelle Schüler:innengemeinschaft, für die wir vorrangig Ansprechpartner:innen sind. #sorrynotsorry! Wir nehmen die Funktion des PVs, Binde- und Kommunikationsglied zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen zu sein, sehr ernst. Darüber hinaus sehen wir uns als Gastgeber:innen für die gesamte Schulgemeinschaft (diese wiederum inkludiert selbstverständlich die Altschüler:innen und Lehrer:innen!). Bevor wir Euch berichten, was wir für Euch anrichten, wollen wir uns aber eingangs kurz vorstellen. Nicht, dass jemand aus Angst vor einem Blind Date einer Veranstaltung fernbleibt!

Moin, ich bin Max-Henry und mit 16 Jahren das jüngste Mitglied des PVs, für den ich auch schon im vergangenen Jahr (in anderer Konstellation) tätig war. Da wir in der alten Besetzung erste Erfolge im Bereich des Auflösens der einzelnen Bubbles innerhalb der Schulgemeinschaft verzeichnen konnten, möchte ich diesen Faden noch nicht aus der Hand geben und weiterhin daran arbeiten, dass wir LSHler uns wieder stärker als großes Ganzes empfinden. Um die Corona-Folge „vereinzelte Bubbles“ weiterhin auszumerzen, werde ich auch verstärkt in den Austausch mit anderen Internaten treten, um zu erfahren, wie es dort erlebt wurde/wird und nun damit umgegangen wird. Nicht nur, um als Gastgeber mit gutem Beispiel voran zu gehen, sondern auch, weil es mir schlichtweg großen Spaß bereitet, bin ich natürlich in der Disco zwischen Euch auf der Tanzfläche anzutreffen. Kein Wunder, ist doch mein Lieblingslied „Ich fühle mich Disco“ von Christian Steiffen!

Moin, ich bin Käthe und nach einem Auslandsjahr wieder am LSH. Da ich aus Erzählungen meines Vaters weiß, dass die Schülerschaft früher einen stärkeren Zusammenhalt hatte, setze ich mich mit ganzer Kraft dafür ein, dass dem wieder so wird. Ich bin davon überzeugt, dass jede:r von uns dazu beitragen kann, egal, welche Funktion die jeweilige Person bei uns inne hat! Wir sind ein riesiges Puzzle, welches sich auch sehr vielen Individuen zusammensetzt – lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass das Gesamtbild einen starken Rahmen hat! Mir ist wichtig, auch klein erscheinende Probleme ernst zu nehmen – dann werden sie gar nicht erst groß! Tanzen macht glücklich und so findet Ihr mich gemäß meinem Lieblingslied „God gave me feet for Dancing“ von Ezra Collective/ft. Yazmin Lacey auf der Tanzfläche. Selbstverständlich lade ich Euch herzlich ein, mir zu diesem und vielen anderen Liedern Gesellschaft zu leisten!

Hola. Mi nombre es Miquel. Tengo 17 años. Dem Textbeginn ist zu entnehmen, dass Spanisch meine Muttersprache ist. Mein Heimatland ist Mexiko. Manche von Euch kennen mich vielleicht in meiner vorherigen Funktion als Beauftragter für die ausländischen Schüler:innen. Da ich hier am Internat Solling lerne, mehr aus mir rauszugehen und Gefallen an Debatten und Diskussionen gefunden habe, setze ich mich nun mit großem Elan für die Schulgemeinschaft ein. Florentine, die ehemalige Präsidentin des PVs, hat mich sehr darin bestärkt, diesen Schritt zu gehen – an dieser Stelle ein Dank an Dich, Florentine! Wäre es mir möglich, so würde ich in meiner Funktion als Gastgeber am allerliebsten die gesamte Schülerschaft zu einer großen Portion der Pasta, die meine Mutter mit einer köstlichen Sauce aus Schinken und Käse zaubert, einladen!

Hallo. Ich bin Josephine, 17 Jahre alt und seit August 2023 am LSH, nachdem ich in einem Auslandsjahr in den USA festgestellt habe, dass mir menschliches Miteinander über die reine Schulzeit hinaus sehr wichtig ist. So kann ich nun endlich selber das erleben, wovon mein Vater mir als Altschüler so oft vorgeschwärmt hat! Ich wollte unbedingt an diesen Ort, wo Menschen sind, die so viel Wärme und Wertschätzung in sich tragen, dass es sich mittlerweile wie mein Zweitzuhause anfühlt. Insbesondere dieses tiefe, familiäre Gefühl hat mich dazu bewogen, mich aufstellen zu lassen. Ich möchte der Schulgemeinschaft gerne etwas zurückgeben und dazu beitragen, dass sie noch enger zusammenrücken kann. Eben aus dem Grunde, dass das LSH mir derart an mein Herz gewachsen ist, würde ich als Eure Gastgeberin am liebsten mit allen mein Leibgericht Schnitzel teilen!

Hi! Hier Paul, auch 17 Jahre alt und in meinem zweiten Jahr am LSH. Die sehr offene und zugewandte Schulgemeinschaft hat es mir leichtgemacht, mich einzufinden und so möchte ich mich nun für das herzliche Willkommen bedanken, indem ich mich im PV einbringe. Hierbei greife ich auf die Erfahrungen aus meinem Auslandsjahr in den USA zurück. Meiner Meinung nach fördert häufiges Zusammensein außerhalb des Schulischen am stärksten die Schulgemeinschaft. Miteinander im positiven Wettkampf zu stehen, Erfolge zu erleben und füreinander zu fiebern – all das verbindet ungemein. Deshalb werde ich mich insbesondere für Aktivitäten/Events/Feste in sportlichen Bereichen einsetzen. Da ich selber ein sehr sportlich orientierterer Mensch bin, fällt es mir diesbezüglich besonders leicht, kreativ zu sein. Gilt „tanzen in der Disco“ als Sport? Selbstverständlich bin ich als einladende Person dabei!

Soweit zu uns als Eure Gastgeber:innen. Das Menü? Ist und wird bunt, facettenreich und köstlich!
Wir bereiten Euch mit viel Einsatz und Sorgfalt eine Festtafel. Der Tisch ist reich gedeckt – es wird für alle, die zu unserer Schulgemeinschaft gehören, einen Neujahrsempfang geben. Alle. Gute Gastgeber:innen haben auch die Sitzordnung im Auge – es ist uns wichtig, auch Personen miteinander ins Gespräch zu bringen, die im Alltag nicht über einen gegenseitigen Gruß hinaus kommunizieren und insbesondere auch all jene Mitarbeiter:innen, die uns hinter den Kulissen durch ihre Arbeit ermöglichen, so schön hier zu leben, einzubeziehen. Unserer Meinung nach ist unerlässlich, dass dies außerhalb der Klassenräume geschieht. In Klassenräumen hat jede:r eine Funktion inne, die durchaus hin und wieder Genuss schmälern könnte (die Vergabe von Noten zum Beispiel :).

Da Mahlzeiten auch Abfall bedeuten, haben wir uns für eine bessere Mülltrennung in den Speisesälen eingesetzt, jetzt wird Plastik- vom Restemüll getrennt. Auch das bedeutet Gastgebersein – ein Augenmerk auf die Details!

Nach einem ausführlichen Mahl muss man sich auch mal mehr bewegen und so planen wir diverse sportliche Aktivitäten. Positiver Wettbewerb, gemeinsames Erleben und Lachen werden für uns alle positive Erinnerungen fürs Leben schaffen! Da wir uns dessen bewusst sind, dass nicht jede:r Sport über alle Maßen liebt, wollen wir die angedachte „Sport-Olympiade“ in der Art wiederaufleben lassen, dass sie um die Disziplinen Musik und Kunst erweitert wird. So können alle ihre individuellen Stärken einbringen und wir einander im spielerischen Rahmen anders, besser und neu kennenlernen.
Damit unsere Tannenhäusler dies auch erleben, sich aber nicht gleich in Konkurrenz zu „den Großen“ wiederfinden, werden wir für sie ein separates Sportfest ausrichten.

Apropos miteinander schwitzen – da ein Motto sowohl in der Planung, als auch im Austausch über die Umsetzung verbindet, hat es bereits zwei Motto-Partys in der Disco gegeben und es sind weitere in Planung!

Ihr seht – wir sind uns nicht nur unserer Verantwortung bewusst, sondern auch dessen, dass viele Individuen zu berücksichtigen sind. Seid versichert, dass wir von Herzen gerne und mit voller Kraft für Euch da sind und sprecht uns bitte jederzeit an!

Einer für alle, alle für einen. #haltetzusammenlshler #nurgemeinsamsindwirstark

im Dezember 2024

Marcus Schüllermann (LSH 2008 – 2012)

Meine Tätigkeit als Juniorberater in einer auf das Gesundheitswesen spezialisierten Unternehmensberatung ist nicht nur abwechslungsreich und spannend, sie bietet mir darüber hinaus auch vielfältige Einblicke. Es ist durchaus mit einem kleinen Nervenkitzel verbunden, gelegentlich von Dingen zu wissen, b e v o r sie publik werden!

Wahrscheinlich nicht die erste Tätigkeit, die einem für einen studierten Historiker in den Sinn kommt… doch bin ich tatsächlich genau da im Leben, wo ich sein möchte. Nachdem ich in den schönen Städten Konstanz und Freiburg studiert habe, lebe ich nun seit mittlerweile zwei Jahren in Berlin. Im Zuge meiner Tätigkeit breche ich u.a. komplexe Zusammenhänge und Gesetzgebungen auf leicht verständliche Informationen herunter, entwerfe Strategiepapiere und organisiere Veranstaltungen. Tatsächlich kann ich in meinem Metier indirekt auf meine Ausbildung zum Historiker zurückgreifen, da ich es während dieser kultiviert habe, mir zuvor unbekannte Probleme zu analysieren und unterschiedlichste Themen schnell und tief zu durchdringen.

Dank meines Cousins Peter bin ich Rotaracter in einem „Passport-Club“ des Distrikts 1940. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass wir andere Rotary-Clubs besuchen und unterstützen. Mir gefällt es, dass wir uns sowohl online als auch persönlich sehen, ich mich aber auch jederzeit in anderen Städten bei dort ansässigen Rotary-Clubs einklinken kann. Zudem bin ich seit 2023 Mitglied in einem Segelclub und nutze es, dass Berlin eine große Dichte an leicht erreichbaren Seen vorweist. Vor allem genieße ich es sehr, dass ich auf dem Wasser die von der Weltuhr vorgegebene Zeit vergesse und vielmehr völlig in die Abläufe an Bord aufgehe! So verbinde ich das Angenehme mit dem Nützlichen und baue mir mithilfe dieser neuen Hobbys allmählich einen Freundeskreis und ein Netzwerk in Berlin auf.

Trotzdem gibt es etwas, dass ich bis dato vermisse, seit ich 2012 mit dem Abitur in der Tasche das Internat Solling als Schüler verlassen habe: die schnelle Befriedigung nach sozialer Interaktion, wie es nur das Internatsleben bietet. Wo erlebt man es sonst, dass Freunde einfach nur eine Tür, maximal ein Haus weiter sind?

Meine Zeit im Internat Solling war durch eine Besonderheit geprägt: Zusammen mit meinem guten Freund Basti waren wir für zwei Jahre in der (eigentlich reinen Mädchen-) Kam von Frau Stelzer. Wie genau es dazu kam kann ich heute gar nicht mehr vollständig rekonstruieren, was ich ganz sicher weiß ist, dass es uns beide sehr fest zusammengeschweißt hat, „allein unter Frauen“ zu leben.

Übrigens wache ich nach wie vor tagtäglich neben dem Internat Solling auf! Zumindest indirekt. Mich hat in jede meiner bisherigen Wohnungen, und somit selbstverständlich auch nach Berlin, ein Nachttisch begleitet, den ich noch kurz vor meinem Abitur mit tatkräftiger Unterstützung von Herrn Berthoud fertiggestellt habe. In meinem letzten LSH-Zimmer hingegen – ich habe während des letzten Altschülertreffens die Gelegenheit genutzt, einen Blick hineinzuwerfen – schwebt wohl noch ein wenig der Geist, bzw. Musikgeschmack, meines damaligen Mitbewohners Basti und mir. Obgleich es nun zwölf Jahre her ist, dass wir ausgezogen sind, hingen dort doch tatsächlich (wieder) „Iron Maiden“ Poster!

Da liegt der Gedanke nahe, dass das LSH eine kleine Insel ist und auch hier, ähnlich wie auf dem Wasser, die Zeit schlichtweg anders vergeht. Für mich steht fest, dass der Zeitpunkt des alljährlichen Altschülertreffens ein Fixpunkt in meinem Kalender ist.

Im Oktober 2024.

Friedrich Redlefsen (LSH 2017 – 2024)

Man könnte mich in einen weißen Raum einschließen – solange ich dort ausreichend Zeichenmaterialien zur Verfügung hätte, wäre ich glücklich.

Ich wünsche mir nicht, was ich zeichne. Vielmehr zeichne ich, was ich interessant finde. Meine derzeit liebsten Motive sind schwebende Landschaften und Häuser, die krumm und schief ineinander verwurzelt sind. Nach Versuchen mit verschiedenen Materialien verwende ich momentan am häufigsten Fineliner, da ich es sehr mag, Motive bis in das allerkleinste Detail ausarbeiten zu können. Es war mir eine Überraschung und eine schöne Bestätigung, im Rahmen des „Wefels Preises“ eine Ausstellung und im Rahmen des „Neças Preises“ ein kleines Preisgeld gewonnen zu haben.

Wenn mich ein Thema interessiert, brenne ich wie verrückt dafür! So war es zum Beispiel als kleines Kind mit Schlüsseln. Ich habe als kleiner Pimpf einen riesigen Schlüsselbund mit mir herumgeschleppt, der dank meiner Mutter und Besuchen mit ihr beim Schlosser immer größer und größer wurde. Die Faszination für Schlüssel wurde von der für Helikopter abgelöst, ich konnte sämtliche Flugobjekte dieser Art ihren Herstellern zuordnen. Meine aus Pappe und Stiften selbstkreierten Modelle füllten erst unseren gesamten Keller, bis meine Eltern sie „begeisterten Handwerkern, die sie bei uns gesehen haben“, verkauften. Das habe ich ihnen damals wirklich geglaubt! Meine großartigen Eltern haben mir dann zu meinem 6. Geburtstag einen Helikopterflug geschenkt, das war das Größte! In den USA waren es dann Zauberwürfel, die ich in allerlei Ausführungen hatte und binnen 20 Sekunden (unter Wasser!) lösen konnte… In der 7. Klasse hatten wir im Kunstunterricht bei Frau Weil das Thema „Graffiti“. Diese Phase hielt lange an! Ich habe mich derart tief in das Thema eingearbeitet, dass ich gut genug wurde, um eine Zeitlang meine Motive auf der Seite „Fiverr“ zu verkaufen. In der 11.Klasse musste ich dann feststellen, dass nun „Schule“ einer intensiven Beschäftigung bedurfte und habe mich auch wirklich auf den Hosenboden gesetzt.

Meine Begeisterung hat mit der Entscheidung, Kunst als Leistungskurs zu wählen, zugenommen. Derart stark, dass ich mich an der „AA School of Architecture“ in London beworben habe – und tatsächlich angenommen worden bin. Wunderbarer Wahnsinn und insbesondere deswegen großartig, weil ich alles auf eine Karte gesetzt und mich ausschließlich dort beworben habe! Es erfüllt mich mit unbändiger Vorfreude, an dieser anspruchsvollen, persönlichen und künstlerisch breit aufgestellten Universität lernen zu dürfen. Derzeit träume ich davon, später als Architekt alten Gutshäusern neues Leben einzuhauchen.

Wir haben vor neun Jahren als Familie entschieden, frei nach der Poetryslam-Künstlerin Julia Engelmann das Motto – „Lass uns heut Geschichten schreiben, die wir später gern erzählen!“ – für zwei Jahre in Kalifornien zu leben. Später war ich für ein dreiviertel Jahr in Norwegen auf dem „Outdoor College“, dessen damaliges Konzept Unterricht im Freien, vielen Gruppenprojekten und tagelangen Husky-Touren mir bis heute eine tiefe Verbundenheit mit der Natur brachte. Diese Auslandserfahrungen waren sehr vielfältig und prägend. Unter anderem kann ich mich auf mein Englisch verlassen und weiß, dass es mir gut gelingt, mich in neuen Umgebungen einzufinden.

Was natürlich auch auf meine Internatserfahrung zurückzuführen ist. In unserer Familie mit vier Kindern ist immer viel los, doch ist es ungleich intensiver und herausfordernder, mit Gleichaltrigen auf engem Raum gleichzeitig erwachsen zu werden. Eine Erfahrung, die ich mit meinem Großvater, meinem Vater und seinen Geschwistern und nun wiederum mit meinen Geschwistern teile. Wir sind alle Internatskinder. Insbesondere nach unserer Rückkehr aus den USA waren die kleinen Klassen und der familiäre Umgang am Internat Solling super für mich, um wieder Fuß in Deutschland zu fassen.

Ein bisschen ist meine Zukunft wie der eingangs erwähnte weiße Raum. Ich habe ausreichend Fantasie, um den Raum nach meinem Gusto auszugestalten. Zudem haben mich meine Familie und die Zeit am Internat Solling mit allem ausgestattet, was es benötigt, um nun aus der behüteten Jugend heraus in das Leben als selbstverantwortlicher Mensch zu treten. Ich bin ein wenig aufgeregt und vor allem eines: neugierig – vorfreudig. Next Stop: London!

Im Oktober 2024

Julius (LSH 2021-2024)

Wenn ich jemanden begrüße, ziehe ich nicht den Hut vor ihm. Vielmehr ziehe ich meinen linken Kopfhörer aus dem Ohr, da ich meinem Gegenüber lieber meine ganze Aufmerksamkeit zuteilwerden lasse.

Es ist nahezu unmöglich, mich in meiner Freizeit ohne Musik auf den Ohren anzutreffen! Musik ist mein Anker, der sich nicht in einem festgelegten Fahrtwasser bewegt – ich mag viele unterschiedliche Genres, so zum Beispiel Filmmusik, Techno und Rock. Das freie Abzappeln und genussvolle Abtauchen in Musik stellen für mich einen wichtigen Ausgleich dar. Bei guter Musik muss ich einfach auf die Tanzfläche, da gibt es kein Halten!

Mehr noch als das Tanzen genieße ich den Austausch mit anderen Menschen. Meine Freude an Interaktion war auch mein Motiv dafür, mich als Schulsprecher aufstellen zu lassen. Da ich von rund 90% der derzeitigen Schülerschaft Vor-und Nachnamen kenne, fühle ich mich derart zu Hause in der Schulgemeinschaft, dass ich meinen Mitschüler:innen gerne etwas zurückgeben und ihnen Sprachrohr sein wollte. Dazu gehört auch, meine Begeisterung für das Kino zu teilen; ich habe so manches Mal größere Gruppen dazu bewegen können, gemeinsame Kinobesuche zu erleben! Ich genieße es insbesondere als Einzelkind, hier mit vielen „Geschwistern“ zusammen zu leben und sowohl an, als auch in der Gemeinschaft zu wachsen. Ich mag unglaublich viel am Leben hier am Internat, ganz besonders wichtig sind mir aber die allabendlichen Gespräche mit meinen engsten Freunden geworden, in denen wir über Gott und die Welt diskutieren. Mein Interesse an Menschen und ihre Sicht auf die Welt ist selbstverständlich nicht auf meinen engsten Kreis beschränkt – ich nehme mir gerne für jeden Menschen Zeit.

Nun, nach dem absolvierten Abitur, strebe ich es an, mich in mehreren Praktika gründlich mit meinen Interessengebieten auseinanderzusetzen. Dadurch vermeide ich es, ein Studium in einem Fachgebiet zu beginnen, das mich letztendlich nicht glücklich macht. Ich werde mittels eines Praktikums in den USA meine Englischkenntnisse vertiefen, mich näher mit dem Thema Architektur befassen und möchte auch das Fotografieren, das mir als sehr visueller Mensch viel Freude bereitet, nicht aus den Augen verlieren. Die Drohnenaufnahmen vom Internat, die sich auf unserer Homepage befinden, habe ich gemacht! Die dadurch erlebbare Vogelperspektive ermöglicht einen völlig neuen, weiten Überblick, den ich sehr schätze.

Die Zukunft lässt sich nicht genau planen, dessen bin ich mir bewusst. Ganz sicher bin ich mir jedoch in Bezug auf die in meiner Zeit am Internat Solling entstandenen, tiefen Freundschaften. Die werden in meinem Leben bleiben.

Im Juli 2024

Dodo

Ich bin davon überzeugt, dass ich vom lieben Gott das volle Paket abbekommen habe – eine harmonische Herkunftsfamilie, einen festen Freundeskreis voller geliebter Personen und darüber hinaus fällt mir die Schule nicht allzu schwer. Obgleich ich somit alle Möglichkeiten hätte, voll und ganz aus dem Herzen heraus zu leben, entgleitet mir hin und wieder die Lebensleichtigkeit. Das ärgert mich, da ich ein Leben im Einklang mit mir und den mir wichtigen Menschen, ein Leben in Dankbarkeit, Tiefe und Leichtigkeit anstrebe.

Es ist diesem Ziel definitiv dienlich, dass wir im engen Kreis Tacheles miteinander reden und somit eine konstruktive Kommunikation herrscht. Dies rückt einen festgedachten Kopf ja doch gründlicher und eventuell auch schneller wieder gerade als ein höflichkeitsbelastetes Drumherumreden.

Ich lege großen Wert auf Traditionen und die damit einhergehenden feinen Umgangsformen, wobei ich – bei aller Wertschätzung – mich aber auch deutlich dafür ausspreche, althergebrachte Dinge kühlen Kopfes auf ihre Wert- und Sinnhaftigkeit zu hinterfragen. Manche sind schlichtweg überholt. Unsere Familien – Tradition jedoch, den ostfriesisch – familiären um den internationalen Horizont am LSH zu erweitern, die halte ich für unentbehrlich, solange man ein Typ fürs Internat ist. Hier gilt selbstverständlich: Was für mich gut ist, muss es nicht automatisch auch für andere sein.

Ein für mich unabdingbar schönes Gefühl ist das Vertrauen und der bedingungslose Rückhalt, den ich durch meine Eltern erfahre. So halten sie mir zum Beispiel die Berufswahl offen. Eigentlich ist mir nämlich vorherbestimmt, den Familienbetrieb zu übernehmen. Früher dachte ich immer, es könne mir zu langweilig sein, in die familiären Fußstapfen zu treten, doch lebt mein Vater, der mir wie auch meine Mutter Vorbild in Vielem ist, vor, dass man seine Kreativität in Alles einfließen lassen kann und auch das Leben einer Tradition von Individualität, Freiheit und Innovation geprägt sein kann. Somit kann ich mir zum derzeitigen Zeitpunkt durchaus vorstellen, später im Leben seine Aufgabe und die damit einhergehende Verantwortung zu übernehmen.

Vorher jedoch möchte ich möglichst viele Erfahrungen sammeln. Da mir im Leben schon so viel Liebe geschenkt worden ist, möchte ich meiner Umwelt und meinen Nächsten Liebe zurückschenken. Ich möchte meinen tiefen Glauben und meine Dankbarkeit ausleben, um die Welt wenigstens ein bisschen positiver zu gestalten und das Negative zu bekämpfen. Aus diesen Gründen werde ich nach meiner Zeit am LSH für ein Jahr zum Bund gehen, im Anschluss daran wahrscheinlich die Welt bereisen, sozial dienen und eventuell international studieren.

Auch wenn das Leben in einer derart großen, kommunikativen Familie (wir sind vier Kinder) durchaus auch eine Schulung in Sozialkompetenz darstellt, so bin ich doch davon überzeugt, hier am Internat Solling unheimlich viel dazu gelernt zu haben, das sich nicht in schulischen Noten darstellen ließe. Das Leben in einer derart großen, engen Gemeinschaft mit den allerunterschiedlichsten Charakteren aus vielerlei Nationalitäten hat mich definitiv Geduld gelehrt. Auch versuche ich zunehmend, nicht die hohen Ansprüche, die ich an mich selber stelle, auf mein Umfeld zu projizieren. Wir alle müssen akzeptieren und respektieren, dass jeder ein eigener Mensch, mit seinen eigenen Wegen, seiner eigenen Geschichte und seinem individuellen Tempo ist.

Was ich neuen LSHlern mitgeben möchte? Traut Euch! Seid Ihr selbst! Erst dann, wenn Ihr ganz bei Euch seid, könnt Ihr die herrlichen Chancen, die das Leben auf dem Internat Solling bietet, voll und ganz ergreifen. Wichtig ist dabei, immer in ehrlicher und tiefer Kommunikation mit Euch selbst und den Euch wichtigen Menschen zu bleiben und ihr Wohlergehen und das Wohlergehen aller in Einklang mit einem gesunden Egoismus zu bringen.

Kein Mensch ist alleine. Wir LSHler, wir schon mal gar nicht!

im Juli 2024