JoJo

JoJo

Als ich 10 Jahre alt war, wollte meine Mutter mit mir nach Sibirien auswandern. Ihr Vater, ihre Schwester und sie selber hatten Aufenthaltsgenehmigungen erhalten – ich jedoch nicht. So hat sie mich drei Monate später zurück nach Hamburg zu meinem Vater gebracht. Da ich zuvor größtenteils von ihr erzogen worden war, habe ich diese Chance auf Zeit mit meinem Vater ergriffen und entschieden, bei ihm bleiben zu wollen. Adhoc mit einer pubertierenden Tochter zusammenwohnen und international selbstständig sein – das war eine gewaltige Umstellung für ihn und seinen Alltag. Mein Onkel ist zwar extra zu uns gezogen, doch hat dies nicht wirklich geholfen – meine Schulnoten gingen deutlich in den Keller. Letztendlich hat mein Vater seine Sekretärin gebeten, nach einem Internat in der Nähe Ausschau zu halten und so bin ich seit der 7. Klasse am Internat Solling.

Hier, in den feststehenden Strukturen des Internatlebens, bin ich sehr selbstständig und wohl auch früher erwachsen geworden, als es sonst der Fall gewesen wäre. Da mein Vater ohne das Zusammenleben mit mir keinen Grund mehr hatte, in Deutschland zu bleiben, ist er zurück nach Riga gezogen und so ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, alleine Flugreisen zu unternehmen. Da meine Aufenthaltsdauer in Russland/Riga in Relation zu meinem Lebensalter (ich bin gerade 18 Jahre alt geworden) überschaubar ist, bezeichne ich mich nunmehr als Deutsche mit russischen Wurzeln. Auch in meinem Charakter und meinen Talenten vereinen sich unterschiedliche Prägungen – von meiner Mutter, die Modedesignerin ist, habe ich die künstlerische Seite; von meinem Vater das strukturierte Businessdenken. Meine Liebe zum Malen habe ich dank meines lieben Freundes Erik entdeckt, dem ich eigentlich nur im Atelier Gesellschaft leisten wollte… Mittlerweile ist die Kunst für mich das Instrument, mit dessen Hilfe ich mich mit meinen Gefühlen auseinandersetze. Im vergangenen Sommer habe ich mir sogar Leinwände und Farben nach Riga liefern lassen, damit ich malen konnte!

Ich bin davon überzeugt, dass wir mittels unserer Gedanken Dinge entstehen lassen und gestalten können – „self-fullfilling prophecy“. Oder, um es mit dem Menschen zu sagen, dank dessen Lehre ich zunehmend gelassener werde und null Zukunftsängste verspüre, Neville Goddard: „Wenn Du Deinen Wunsch annimmst und so lebst, als wäre er wahr, kann ihn keine Macht auf der Erde davon abhalten, eine Tatsache zu werden“. Kenntnis von dieser Lehre habe ich durch einen Freund meiner Mutter erlangt, die selber auch sehr spirituell orientiert ist. Im ersten Lockdown habe ich mir die Bücher Goddards bestellt und nutze seitdem „Das Gesetz der Annahme“ dazu, mir vorzustellen, meine Träume und Wünsche seien bereits eingetroffen.
Zumal ich mir bereits als kleines Kind meine materiellen Wünsche selber erfüllen konnte – die deutschen Traditionsmarken „Nivea“ und „Maggi“ warben mit meinem Konterfei! Meine Eltern haben mir erlaubt, mir von dem als Kindermodell verdienten Geld alle Barbie-Wünsche der Welt zu erfüllen und, oh ja, das habe ich getan! Neben einer fundierten Kenntnis der damaligen Barbie-Palette habe ich aus dieser Zeit auch ein gutes Selbstbewusstsein behalten – natürlich macht es was mit einem, wenn viele Menschen „Was bist Du für ein schönes Kind!“ sagen. Was nicht heißt, dass ich nicht auch die üblichen Unzufriedenheiten mit meinem Aussehen kenne!

Für meine unmittelbare Zukunft wünsche ich mir ein Studium der Kunstgeschichte in der schönen Stadt Wien. Später möchte ich sehen und hören, wie meine Kinder in einem großen Garten spielen und noch später dann, was sie mir von ihrem eigenen Internatsleben berichten. Da ich mir dessen bewusst bin, wie sehr ich von meiner Zeit hier profitiere (so haben sich hier zum Beispiel meine Noten signifikant verbessert), möchte ich gerne auch meinen Kindern die Internatserfahrung ermöglichen.

im Dezember 2020

Lars van Almsick

Ich bin zu 99% spontan. Das eine „Minusprozent“ ist meiner Ausbildung zum Industriekaufmann geschuldet – in der Arbeitszeit kann ich ja nicht einfach alles stehen-und liegenlassen!

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Simonetta Hopmann-Znoj (geb. Billen) LSH 1975 – 1980

Ich liege jeden Abend im Bett und danke dem lieben Gott dafür, dass ich ein so wunderbares Leben führen darf und bitte ihn, gut auf meine Kinder, meinen Mann und alle meine Lieben aufzupassen – die zähle ich aber nicht einzeln auf, sonst komme ich ja nicht in den Schlaf!

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Svenja Kluckow (LSH 1992 – 1997)

Es macht mich glücklich, Menschen zusammen zu bringen und durch ein Erlebnis Freude zu bereiten. Wenn wir am Ende unseres Lebens innehalten und zurückschauen, dann werden wir uns an unsere Unternehmungen erinnern.

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Christiane Müller

Ganz tief in meinem Charakter ist die Hilfsbereitschaft verankert. Der Wunsch, anderen zu helfen, hat mich in meinen ersten Beruf als Krankenschwester geführt, hat mich dann hier als Kamleiterin Jugendliche begleiten lassen und ist auch Kern meiner jetzigen Tätigkeit im Krankenrevier.
Dabei war es reiner Zufall, der mich ans LSH geführt hat. Durch die Liebe zu meinem Mann Uwe Müller bin ich vor Jahren hier ans LSH gekommen. Ich empfand es von Beginn an als Gewinn; ließ mein bisheriges Leben hinter mir. Wir lebten im Unterhaus und ich denke gern an die Zeit zurück – die Lebensform gefällt mir bis heute. Hätte nicht der Wunsch meines Mannes nach einer Externierung angestanden, dann würde ich noch heute mit Freuden im Unterhaus als Kamleiterin leben. Obwohl die Aufgabe viel verlangt, ist doch das Miteinander, der gemeinsame Weg durch das Schuljahr, eine erfüllende Aufgabe. Ich kümmere mich gern, hab Spaß an der Organisation und schätze die Gespräche.
Mein ältester Sohn Jakob zog ins Landschulheim mit 10, hat hier Abitur gemacht und lebt inzwischen in München, wo er nach seinem Studium seinen beruflichen Weg geht. Johannes, unser Jüngster, besucht ebenfalls das LSH. Clara hat sich für das städtische Gymnasium entschieden. Beide hatten eine herrliche Jugend hier im Internat.
Inzwischen leben wir in einem kleinen Häuschen außerhalb des LSH. Es ist mir wichtig, in Form zu bleiben. Daher laufe ich gern, so oft sich die Gelegenheit dazu ergibt. Zudem besuche ich regelmäßig andere Sportkurse, um fit zu bleiben.
Für die Arbeit im Krankenrevier gibt mir meine frühere Tätigkeit als Krankenschwester auf einer Intensivstation eine solide Basis. Der Kontakt zu den Eltern und Kamleitern, die Beratung der Jugendlichen, das vertrauensvolle Verhältnis zueinander – all dies ist mir wichtig. Das LSH ist zu meinem neuen Lebensmittelpunkt geworden.

im September 2018

Anne Margarete

Aufgewachsen als mittleres Kind einer Familie, deren Erstgeborene entwicklungsverzögert ist, bin ich damit groß geworden, nicht im Mittelpunkt zu stehen, sondern vielmehr selbst für meine Bedürfnisse zu sorgen. Dies ist völlig wert- und vorwurfsfrei festgestellt, es kann ja niemand etwas dafür. Es ist ganz einfach so. Ich bin daran gewachsen und ein selbstständiger, in mir ruhender Mensch.

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