Christiane Müller

Ganz tief in meinem Charakter ist die Hilfsbereitschaft verankert. Der Wunsch, anderen zu helfen, hat mich in meinen ersten Beruf als Krankenschwester geführt, hat mich dann hier als Kamleiterin Jugendliche begleiten lassen und ist auch Kern meiner jetzigen Tätigkeit im Krankenrevier.
Dabei war es reiner Zufall, der mich ans LSH geführt hat. Durch die Liebe zu meinem Mann Uwe Müller bin ich vor Jahren hier ans LSH gekommen. Ich empfand es von Beginn an als Gewinn; ließ mein bisheriges Leben hinter mir. Wir lebten im Unterhaus und ich denke gern an die Zeit zurück – die Lebensform gefällt mir bis heute. Hätte nicht der Wunsch meines Mannes nach einer Externierung angestanden, dann würde ich noch heute mit Freuden im Unterhaus als Kamleiterin leben. Obwohl die Aufgabe viel verlangt, ist doch das Miteinander, der gemeinsame Weg durch das Schuljahr, eine erfüllende Aufgabe. Ich kümmere mich gern, hab Spaß an der Organisation und schätze die Gespräche.
Mein ältester Sohn Jakob zog ins Landschulheim mit 10, hat hier Abitur gemacht und lebt inzwischen in München, wo er nach seinem Studium seinen beruflichen Weg geht. Johannes, unser Jüngster, besucht ebenfalls das LSH. Clara hat sich für das städtische Gymnasium entschieden. Beide hatten eine herrliche Jugend hier im Internat.
Inzwischen leben wir in einem kleinen Häuschen außerhalb des LSH. Es ist mir wichtig, in Form zu bleiben. Daher laufe ich gern, so oft sich die Gelegenheit dazu ergibt. Zudem besuche ich regelmäßig andere Sportkurse, um fit zu bleiben.
Für die Arbeit im Krankenrevier gibt mir meine frühere Tätigkeit als Krankenschwester auf einer Intensivstation eine solide Basis. Der Kontakt zu den Eltern und Kamleitern, die Beratung der Jugendlichen, das vertrauensvolle Verhältnis zueinander – all dies ist mir wichtig. Das LSH ist zu meinem neuen Lebensmittelpunkt geworden.

im September 2018

Anne Margarete

Aufgewachsen als mittleres Kind einer Familie, deren Erstgeborene entwicklungsverzögert ist, bin ich damit groß geworden, nicht im Mittelpunkt zu stehen, sondern vielmehr selbst für meine Bedürfnisse zu sorgen. Dies ist völlig wert- und vorwurfsfrei festgestellt, es kann ja niemand etwas dafür. Es ist ganz einfach so. Ich bin daran gewachsen und ein selbstständiger, in mir ruhender Mensch.

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Pelayo

Pelayo

Da ich der Meinung bin, dass man Plan A gar nicht vertraut, wenn man einen Plan B hat, suche ich Alternativen erst dann, wenn es notwendig ist. Mir liegt das Improvisieren im Blut. Trotz meines Bedürfnisses nach einer Tagesstruktur liebe ich es, blitzschnell einen neuen Plan zu entwerfen.
Ich bin ein sehr aktiver Mensch. Ich mag es nicht, Zeit zu verschwenden und versuche, jede Sekunde eines Tages auszunutzen. Nach dem Unterricht nehme ich täglich an verschiedensten AGs teil, um mich möglichst in vielen Bereichen auszuprobieren. Sowohl letztes als auch dieses Schuljahr. Wurde ich in die Schülervertretung gewählt, deswegen treffe ich mich öfters mit verschiedenen Gremien der Schule oder arbeite an unterschiedlichen Schülerinitiativen. Außerdem versuche ich, jeden Tag eineinhalb Stunden Klavier zu üben, da ich schon seit 11 Jahren Klavier spiele und mich im vorletzten Jahr meiner Ausbildung zum Musiker im Konservatorium von Madrid (dort wohne ich) befinde. Um die Ausbildung parallel zu meiner Zeit hier in Holzminden laufen lassen zu können, werden mir am Anfang jeden Jahres sieben Stücke zugeteilt. Um mein Leistungsniveau zu halten, aber um mich vor allem zu verbessern, nehme ich hier am Internat Solling Klavierunterricht und bin während den Schulferien nahezu täglich für Intensivkurse am Konservatorium von Madrid.
Auch Sport spielt eine sehr wichtige Rolle in meinem Leben. Ich spiele in der Tennismannschaft des Internats, habe mich in Fußball, Basketball, Badminton, Volleyball und Rugby ausprobiert und wenn ich zuhause bin, spiele ich gerne mit meinem Vater und meinen beiden Schwestern oder in meiner Mannschaft Golf. Selbst bei spielerischen Aktivitäten ist es mir wichtig, wirklich alles gegeben zu haben. Ich gebe niemals auf! Selbst wenn schon lange klar ist, dass ich verloren habe, reize ich das Spiel bis zur allerletzten Sekunde aus. Dabei geht es mir nicht immer darum, zu gewinnen. Ich möchte nur auf gar keinen Fall das Gefühl haben müssen, nicht mein Bestmögliches getan zu haben und möchte „hättewärewenn-Zweifeln“ keinen Raum lassen. Dies gilt für alle Lebensbereiche.
Auch wenn ich erst seit einem Jahr über die Neumayer Stiftung auf dem Internat Solling bin, so bin ich doch bereits ein „alter Internatshase“. Meine Eltern haben mich, als ich 14 Jahre alt war, für ein halbes Jahr auf ein neuseeländisches Internat geschickt, um mein Englisch zu verbessern. Da ich als kleiner Junge Alpträume hatte, in denen sich bei Unwetter mit Blitz und Donnern kleine Internatskinder in ihrem Uniformen in düsteren Schlafsälen zusammenkauern, hielt sich meine Vorfreude in Grenzen. Außerdem hatte ich erst seit zwei Jahren Englischunterricht gehabt und ich hatte das Gefühl mich nicht gut auf Englisch verständigen zu können. Doch war gleich am zweiten Tag klar, dass ich dort eine gute Zeit haben würde, meine Klassen- und Wohnkameraden haben mich super gut aufgenommen und mir richtig viel, vor allem am Anfang, geholfen. Nach meiner Rückkehr nach Madrid hatte ich so große Sehnsucht nach dem Internatsleben, dass ich im folgenden Schuljahr noch einmal freiwillig für ein halbes Jahr nach Neuseeland zurückgekehrt bin. Als mir dann eine ehemalige Klassenkameradin in Madrid von dem Internat Solling und der Möglichkeit, sich auf ein Stipendium zu bewerben, erzählt hat, war ich gleich begeistert von der Idee. Da ich die Deutsche Schule Madrid mein ganzes Leben lang besucht habe, war hier die Sprachbarriere nicht so stark wie in Neuseeland gegeben. Unterschiedlicher als das Internat in Neuseeland und das Internat Solling können zwei Internate wohl kaum sein! In Neuseeland hatten wir jeden Morgen binnen 20 Minuten die Schuluniform (einen Anzug, sehr praktisch, da das Gepäck ja auf einer 44stündigen Reise nicht umfangreich ausfallen soll, wir durften nur sonntags unsere private Kleidung tragen) anzuziehen, die Betten zu machen, das Zimmer aufzuräumen und zu saugen, die Fenster zu wischen, den Flur zu fegen und jeden Tag eine andere Tätigkeit im Garten der Wohnbereiche, wie zum Beispiel Laub fegen. Die Tagesstruktur war strikt festgelegt und man musste an dieser festhalten. Hier am Internat Solling hingegen ist der Schüler derjenige, der entscheidet, an welchen Aktivitäten er wann teilnimmt. Ich habe das Beste aus beiden Welten für mich mitgenommen – während ich in Neuseeland sehr viel Disziplin gelernt habe, lerne ich hier am LSH, mich selbstständig zu organisieren. Gott sei Dank habe ich überhaupt keine Schwierigkeiten, mich an meinem Umfeld extrem schnell zu adaptieren und ich glaube, dass mir beide Lebens- und Lernmethoden später in meinem beruflichen Leben nützlich sein werden.
Als ich hier ankam, sprachen immer alle von dem familiären Zusammenhalt und „einmal LSHler, immer LSHler“. Das habe ich anfänglich skeptisch betrachtet, muss aber nun zugeben, dass es mich gepackt hat! Meine Freunde sind zum wichtigsten Bestandteil meines Aufenthalts auf dem LSH geworden. Ich versuche so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen, sowohl in AGs als auch in unserer Freizeit. Die Ferien kommen mir dieses Mal zum ersten Mal echt lang vor, ohne meine Freunde und die Aktivitäten am Internat Solling. Ich hätte mir nie vorstellen können, wie entscheidend meine Freunde für mich werden könnten. Ich bin mir sicher, dass ich meine Zeit im Internat nicht mal annäherungsweise so sehr ohne sie genießen würde. Heute kann ich mir mein Leben ohne dem LSH nicht vorstellen, ich habe sogar jetzt schon Angst, dass ich das Internat in 2 Jahren verlassen werde! Ich halte mich wirklich für privilegiert, die Möglichkeit bekommen zu haben das Internat Solling zu besuchen.

im November 2019

Sigrid Holzmann

In der Bibliothek hängt ein Zitat von Hermann Hesse: „Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder seine Wände bedecken.“

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Cosima

Ich bin gerne für andere da und stecke oft eher meine eigenen Bedürfnisse zurück, als dass es einer anderen Person nicht gutgeht. Es geht mir dabei nicht darum,

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Veronica Böcking geb. von Veltheim (LSH 1989 – 1991)

Ich liebe es, zu reisen!
Neue Eindrücke, Landschaftszüge, Speisen…Ganz besonders gut hat mir eine Tour gefallen, die wir mit den Kindern in den USA gemacht haben – mit dem Wohnmobil zu vier Nationalparks (zum Beispiel der Grand Canyon und der Sequoia Nationalpark). Das war ein herrliches Abenteuer: Grillen unter freiem Himmel, viele neue Eindrücke und spontane Begegnungen mit anderen Menschen! Auch meine viermonatige Rucksacktour durch Australien hat hohen Erinnerungswert für mich. Ich glaube, ich habe mich seither nie wieder so frei gefühlt! Die erste Lebenshürde, das Abitur, genommen und ohne jedwede Verpflichtung reisen – das war wunderbar! Da ich nach wie vor sehr gerne reise, trifft es sich gut, dass unser Freundeskreis sehr weit verstreut wohnt – so unternehmen wir regelmäßig Wochenendtrips zu Freunden.
Weder meine Lebensfreude, noch meine Liebe zum Reisen lasse ich von meinen Einschränkungen verringern. Aufgrund einer Erbkrankheit bin ich seit meinem vierten Lebensjahr auf Hörgeräte angewiesen, mit Mitte Zwanzig hat sich meine Sehkraft auf einen Tunnelblick verringert. Ich versuche, all dem keinen allzu hohen Stellenwert beizumessen – es bedeutet einfach nur einen größeren Organisationsaufwand, als ihn andere haben.
Vor sieben Jahren sind wir aus beruflichen Gründen von Hamburg, wo ich zum damaligen Zeitpunkt fast die Hälfte meines Lebens verbracht hatte, nach Bad Bentheim nahe der holländischen Grenze gezogen. Ich muss gestehen, dass es in den ersten zwei Jahren wirklich eine gewaltige Umstellung für mich war. Doch mittlerweile weiß ich die Vorzüge des ländlichen Lebens in einer kleineren Stadt wirklich zu schätzen. Wir genießen hier gemeinsame Gartenarbeit mit den Kindern und den nachbarschaftlichen Zusammenhalt. Dadurch, dass es weniger Ablenkung als in der Großstadt gibt, sind wir näher zusammengerückt. Hier auf dem Lande engagiere ich mich in einem Beirat für Menschen mit Behinderung und bin bei Inner Wheel aktiv, eine weltweit organisierte Frauenvereinigung, die sich für wohltätige Zwecke engagiert. Es macht mir Freude, Veranstaltungen und Termine zu planen.
Unsere große Tochter ist seit einem Jahr LSHlerin, die andere möchte nächstes Jahr für ein Jahr in die USA. Da sich das Haus merklich leert, blicke ich mit Neugierde auf die Möglichkeiten, die sich mir dadurch in Zukunft bieten.
Telefoniere ich mit meiner Großen im LSH, so werde ich ein wenig sehnsüchtig. Auch wenn ich erst zur zwölften Klasse an das Internat Solling gekommen bin, so war es doch eine sehr besondere, prägende Zeit für mich. Ich war eine der Ersten, die ihr Pferd ins LSH mitgebracht hat und habe es sehr genossen aufgrund der kurzen Wege sowohl viel Zeit mit Freundinnen, als auch auf dem Pferderücken verbringen zu können. Insbesondere das Miteinander mit Gleichaltrigen war wichtig für mich, da ich so groß geworden bin, dass meine zwei Brüder (die deutlich älter sind als ich) größtenteils schon aus dem Haus waren; meine Mutter war als Witwe sehr in unseren landwirtschaftlichen Betrieb eingebunden. Den Betrieb führt mittlerweile einer meiner Brüder. Es freut mich sehr, dass dieser Ort noch immer eine Heimat für unsere Familie darstellt, zu der wir gerne regelmäßig zurückkehren – auch wenn wir uns mittlerweile alle ein eigenes Zuhause geschaffen haben. Insbesondere zur Erntezeit füllen sich die Räume und Felder mit Familienmitgliedern, die sich nach getaner Arbeit zum Picknick auf dem Feld treffen. Da sowohl mein Mann, als auch ich, über einen starken Familiensinn verfügen, wird das auch immer ein fester Bestandteil unseres Jahreskalenders bleiben.

im Juni 2019

Veronica Böcking  geb. von Veltheim (LSH 1989 – 1991)

Lilly

Natürlich weiß ich, dass man sich seine eigene Zukunft selbst gestalten und viele Dinge selber entscheiden kann – das Schicksal spielt aber auch immer eine Rolle. Seit einigen Monaten

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Andreas Berthoud

Für Schüler, die in der Tischlerei allzu zaghaft arbeiten, rezitiere ich gerne aus dem Kokosnuss-Gedicht von Günther Frorath: “Darum gilt es sich zu traun, und ganz feste zuzuhaun.“

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